Der demografische Wandel, der Umbau des Sozialstaates und die damit im Zusammenhang stehende stärkere Ökonomisierung der Arbeit sozialer Dienste und Einrichtungen führen zu gravierenden Veränderungen der Sozialen Arbeit insgesamt. Darin werden einerseits Gefahren für die Qualität dieses Bereiches, andererseits Chancen für eine Neuorientierung gesehen.
Soziale Einrichtungen und Dienste müssen heute stärker als in der Vergangenheit marktgerecht agieren, also anbietend, beratend, unterstützend und aktivierend wirken. Es geht darum, Menschen für das Leben in der modernen Gesellschaft fit zu machen, wenn diese daran zu scheitern drohen. Gradmesser für den Erfolg ist die Erfüllung ökonomischer Kriterien. Genau hier liegen große Gefahren, denn eine Ökonomisierung der Sozialen Arbeit kann dazu führen, dass sich Armut verfestigt. Soziale Dienste und Einrichtungen werden unter den neuen Bedingungen das Hauptaugenmerk auf jene richten (müssen), die ihnen wirtschaftlichen Erfolg garantieren: auf die Zahlungskräftigen und auf die noch Aktivierbaren. Menschen, die auf Grund ihrer marginalisierten Lage nicht oder kaum mehr aktivierbar erscheinen, erhalten dann vielleicht nur noch eine - zu Teilen bürgerschaftlich organisierte - Basisversorgung, mit der sie kaum imstande sein werden, aus der Armut herauszufinden.
Die Voraussetzung dafür, dass Bürgerhilfe im Bereich der Sozialen Arbeit mehr als eine Nothilfe darstellt, sind Organisationsstrukturen, die eine Integration freiwilliger Helferinnen und Helfer in das professionelle Hilfesystem ermöglichen. Die Kosten, welche die Gesellschaft dafür aufwenden müsste, würden ihr in mehrfacher Weise als Gewinn zurückfließen: in Form einer Erhöhung der Qualität der angebotenen Dienstleistungen und in Gestalt einer besseren Gesellschaft.