BILDUNG
Größte Unterrichtsstunde der Welt
Politikerinnen und Politiker zurück in die Schule!" So lautete die Forderung der Schüler, die am 23. April während der deutschen Zentralveranstaltung der "Globalen Bildungskampagne" vor dem Reichstagsgebäude mit Abgeordneten diskutierten. Sie nahmen an der größten Unterrichtsstunde der Welt teil. Mindestens 7,5 Millionen Menschen weltweit haben sich nach Angaben der Veranstalter beteiligt.
Ziel der Kampagne war es, die Regierungen an ihr Versprechen zu erinnern, bis zum Jahr 2015 "Bildung für alle" zu ermöglichen, so die Veranstalter, zu denen die Wohltätigkeitsorganisation "Oxfam", die Kindernothilfe und die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) gehörten. In Deutschland beteiligten sich rund 150 Schulen mit mehr als 12.000 Kindern und Jugendlichen an der Aktion. Weltweit hofften die Organisatoren auf fünf Millionen Teilnehmer in über 100 Ländern, darunter USA, Japan, Kambodscha und Bangladesch. In Berlin diskutierte eine Hamburger Schulklasse mit Bundestagsabgeordneten über "gute Bildung für alle".
Wolfgang Grotthaus (SPD) sagte, er halte es "für enorm wichtig, dass die Bildungspolitik ein zentrales Gestaltungselement unserer Entwicklungspolitik sein sollte, viel mehr als es momentan der Fall ist." Ohne Bildung wäre er selbst heute nicht dort, wo er sei, so Grotthaus.
"Groß wird man von alleine, schlauer aber nicht", betonte auch Ulrich Thöne, Vorsitzender der GEW. Nach Veranstalterangaben haben 72 Millionen Kinder, vorwiegend Mädchen, keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Nahezu 780 Millionen Erwachsene sind demnach Analphabeten. "Nicht einmal zehn Prozent aller Kinder mit Behinderung gehen weltweit zur Schule", kritisierte Thöne. Auch Flüchtlingskinder, Waisen, Kinder ethnischer Minderheiten sowie insbesondere Mädchen und Jungen aus armen Familien würden in den Bildungssystemen der meisten Staaten benachteiligt. "Deutschland investiert mit nur einem Prozent seines Entwicklungshilfe-Etats deutlich zu wenig für die Grundbildung in Drittweltländern", sagte Martin Bialluch vom Organisationsteam der Kampagne. Jörn Kalinski, Pressesprecher von Oxfam, zeigte sich mit der Aktion zufrieden: "Wir hoffen die Aufmerksamkeit bei den Politikern geweckt zu haben."