Ist Dmitri Medwedew nur die Marionette seines Vorgängers Wladimir Putin? Diese Frage treibt viele um. Es lohnt sich aber nicht nur zu fragen, wer dieser Dmitri Medwedew ist, sondern: Was passiert in Russland unter dem neuen Präsidenten? Gibt es die Hoffnung, dass unter seiner Führung bürgerliche Freiheitsrechte künftig mehr geachtet werden?
Ich will ein Beispiel anführen. Im Frühjahr 2007 fand im A.-D.-Sacharow-Museum die Ausstellung "Verbotene Kunst" statt - mit Arbeiten von Künstlern, die zuvor aus Zensurgründen nicht ausgestellt werden durften. Der Museumsdirektor Juri Samodurow und der Kurator Andrei Jerofejew wurden im Mai dieses Jahres wegen Verletzung religiöser und nationaler Gefühle angezeigt. Als Ankläger treten extreme Nationalisten auf, die sich hinter dem orthodoxen Glauben verstecken. Anscheinend wissen sie nicht, dass Russland ein säkularer Staat ist, in dem die Zensur verboten ist. Sie werden von der Staatsanwaltschaft unterstützt, die eine extrem parteiische Stellungnahme von Nichtfachleuten als "wissenschaftlich" anerkennt. Kurz gesagt: Es triumphiert das Recht des Stärkeren.
Meine seelige Frau, die Künstlerin Anna Altschuk, saß 2004/2005 auf der Anklagebank neben Juri Samodurow im Prozess über die Ausstellung "Achtung, Religion". Wir haben damals im Gericht, in einer Atmosphäre des Hasses, fast ein halbes Jahr verbracht, und ich sehe mit einem Gefühl des Déjà-vu, wie in Moskau ein weiteres verhängnisvolles Schauspiel heranreift. Es hat sich nichts verändert!