Wissenschaftliche Erkenntnisse sind dann willkommen, wenn sie Dinge erklären, die bislang rätselhaft waren. So wie eine Studie der Universität Toronto. Darin erklären Neurologen, dass unsere Gehirnaktivitäten sich nach den Jahreszeiten richten: Weil sich im dunklen Winter in unseren Hirnwindungen weniger Serotonin befindet, leiden viele Menschen zu dieser Zeit an Depressionen. Die lichtintensiveren Monate bescheren dagegen Frühlingsgefühle und Sommerlaune.
Über diese Erkenntnis dürften die EU-Parlamentarier erfreut sein. Die müssen stetig gegen das Vorurteil kämpfen, sie seien regulierungswütige Bürokraten, die sich mindestens zwei Regeln für jeden Lebensbereich ausdenken wollen. Weit gefehlt: Die Brüsseler Politiker sind Menschen wie du und ich und ihren Hormonen machtlos ausgeliefert, wenn die Botenstoffe durchs Oberstübchen fegen. Das erklärt auch ihren neuesten Coup: Sie wollen "klischeebehaftete Reklame" verbannen. Hausfrauen am Herd oder beim Putzen sollen der Vergangenheit angehören. Diese Darstellung beschränke Frauen und Männer "auf vorgegebene künstliche Geschlechterrollen", die oft "herabwürdigend" und "beschämend" seien. Noch gibt es keine Anregungen aus Brüssel für die neuen Spots. Aber Werbefilme, in denen sexy Kerle strahlend Windeln wechseln oder am Herd stehen, werden ganz sicher unterhaltsam.
Erfahrungsgemäß wird es Nörgler geben, die die Aktion infrage stellen. Die können die Abgeordneten auf die kanadische Studie verweisen: Es war schließlich recht sonnig in den vergangenen Wochen - da kann man schon mal auf Ideen kommen, die andere für seltsam halten. Die Hormone eben. Ein weiterer Beweis, der diese These unzweifelhaft untermauert: Die EU-Qualitätsnormen zur exakten Krümmung von Gurken wurden auch im Sommer erlassen.