Sein überraschender Erfolg stützt sich auf drei Pfeiler. Erstens die besondere Lage in diesem Wahljahr: Aus Enttäuschung über die Bilanz nach acht Jahren George W. Bush ist der Ruf nach einer Wende ungewöhnlich laut. Barack Obama hat "Change" früh zu seiner zent-ralen Vokabel gemacht. Die USA sind zudem den Lagerstreit zwischen Rechten und Linken, zwischen Demokraten und Republikanern, leid, weil der den politischen Betrieb blockiere. Obama verspricht Versöhnung und Kooperation über die Parteigrenzen hinweg.
Zweitens hat Obama eine positive Ausstrahlung und ist ein glänzender Redner. Er tritt mit einem gewinnenden Lächeln auf, er macht seine Gegner nicht nieder. Er predigt nicht nur einen neuen Stil in der Politik, er praktiziert ihn so weitgehend, dass viele Demokraten ihm vorwerfen, er setze den "negative ads", den herabsetzenden Charakterangriffen der Republikaner, zu wenig entgegen.
Drittens, macht er seine Biografie zu seinem Programm. Sein Vater war ein Gaststudent aus Kenia, die Mutter eine Weiße aus Kansas, geboren wurde er auf der Sonneninsel Hawaii; da versöhnen sich Hautfarben und Kontinente.
Er ist 47 Jahre jung, das verspricht einen Generationswechsel. Drei Kindheitsjahre ist er in Indonesien aufgewachsen, bei der Familie seines Stiefvaters, dort hat er eine staatliche muslimische Schule besucht. Er ist mehrfach nach Afrika gereist, der Heimat seines Vaters; also versteht er andere Kulturen und andere Religionen besser als die meisten Amerikaner.
Nach dem Studium der internationalen Politik in Los Angeles und New York leistete er Sozialarbeit in schwarzen Armengebieten Chicagos. Dann promovierte er in Jura in Harvard; er kennt Amerika ganz unten und ganz oben. Jahrelang lehrte er Verfassungsrecht an der Universität Chicago.
An zwei Wendepunkten in seinem Leben hat er sich gegen das große Geld und für den Dienst an Benachteiligten entschieden: In New York gab er einen gut bezahlten Job in der Wirtschaftsberatung auf, um in Chicagos Armengebieten auszuhelfen. Und nachdem er zum ersten schwarzen Chefredakteur der Fachzeitschrift "Harvard Law Review" aufgestiegen war, standen ihm die Türen zu Vorstandsetagen und mächtigen Anwaltskanzleien offen.
Doch Obama wählte eine kleine Kanzlei, die sich auf schwarze Bürgerrechtsfälle spezialisierte hatte. Das diente seiner Identitätsfindung als Schwarzer auf dem Festland der USA. Es zeigt auch seinen Charakter.
In die Politik ging er 1996, als Regionalsenator in Illinois. Dort spielte er eine Schlüsselrolle bei der Reform der Todesstrafeverfahren.
Sie gelang, weil er Republikaner durch Kompromissbereitschaft gewann. 2004 wurde er in den US-Senat gewählt, nachdem Obama die herausragende Rede auf dem damaligen Nominierungsparteitag in Boston gehalten hatte.
Seine Gegner erkennen sein rhetorisches Talent und seine Rockstarwirkung neidvoll an. Sie werfen ihm vor, er habe zu wenig Erfahrung in der Politik. Sie finden manches an ihm "unamerikanisch". Und viele denken insgeheim, die Hautfarbe könnte den schwarzen Kennedy den Sieg kosten.