Um in seiner Neujahrsansprache historische Veränderungen für Deutschland im Jahr 1949 vorauszusehen, musste der britische Militärgouverneur, General Sir Brian Robertson, kein Prophet sein. Minutiös und von langer Hand planten die westlichen Besatzungsmächte bereits seit Monaten, die politische Macht sukzessive an das deutsche Volk zurückzugeben.
"Das Jahr 1949 ist dazu ausersehen, große Ereignisse in Westdeutschland herbeizuführen, denn es wird die Bildung einer deutschen Regierung bringen", versprach der Engländer mit dem strengen Scheitel in seiner dreiminütigen Rundfunkrede für die Britische Besatzungszone. Außerdem rief er die Deutschen auf, Kritik an der Regierung zu üben, wenn es vonnöten sei: "Seit Ende des Krieges steht es den Deutschen frei und ich hoffe, dass sie diese Freiheit nie wieder einbüßen werden", sagte er. Auch betonte der General, wie wichtig für Deutschland die Partnerschaft mit den europäischen Ländern sei.
Bei allem Optimismus für das Jahr 1949 ist jedoch auch der vage Zweifel an dem Gelingen der Redemokratisierung Deutschlands in Robertsons Rede herauszuspüren. Weniger als vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, war der Gedanke einer funktionierenden Demokratie in Deutschland noch keineswegs selbstverständlich. Doch allen Bedenken zum Trotz traute Robertson den Deutschen die politische Neuorientierung zu: "Also voran, greifen Sie zu, zum Besten Deutschlands und Europas!"
Im Mai 1949 war es schließlich soweit: Durch das Inkrafttreten des Grundgesetzes wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet und die Deutschen durften wieder Verantwortung im eigenen Land übernehmen.