Die Weiterbildungsforschung hat relativ spät auf latente und manifeste Bildungsbedürfnisse der nach Deutschland eingewanderten Erwachsenen reagiert. Dabei wurde spätestens mit der Rezession in den Jahren 1966/1967 erkennbar, dass mit demTempo der technischen Entwicklung und den Veränderungen der Produktions- und Arbeitstechniken einmal erworbene Qualifikationen schneller als früher ihren Wert verlieren. In der Fachliteratur wird konstatiert, dass einerseits die Zahl derjenigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund groß sei, die auf eine berufliche Weiterbildung zur Verbesserung ihrer Arbeitsmarktchancen angewiesen sind. Andererseits zähle die ausländische Abstammung von Erwerbspersonen im Hinblick auf die Teilhabechancen auf Weiterbildung zu den besonderen Risikomerkmalen. 1
Empirische Studien, die solche Feststellungen überprüfen oder das breite Spektrum der Faktoren untersuchen, die auf die Weiterbildungsbeteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund Einfluss nehmen, sind im deutschsprachigen Raum kaum vorhanden. Dies muss in einem Land wie Deutschland erstaunen, das unterschiedliche Migrationsformen kennt und auch eine in Relation zur Gesamtbevölkerung enorme Zuwanderung von Migrantinnen und Migranten aus aller Welt verzeichnet. 2
Sukzessiv nimmt die Weiterbildungsforschung allerdings die Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland als Ziel- und Teilnehmergruppe stärker in den Blick. Ihr Anteil an der autochthonen bzw. einheimischen Bevölkerung ist hoch: Gegenwärtig haben 15,4 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund. 3 Mit der Hinwendung zum Thema Migration schließt sich die Weiterbildungsforschung auch an die aktuellen Trends der Bildungsberichterstattung und der Schulforschung an, deren Befunde insbesondere auf die Bildungsferne von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund verweisen. Erste Forschungsergebnisse zur Weiterbildungsbeteiligung belegen ebenfalls eine Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund; diese sind in der Gruppe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen unterrepräsentiert. 4
Folgt man dem Begriffsverständnis von "Weiterbildung" im Strukturplan des Deutschen Bildungsrats von 1970, 5 dann stellen sich im Hinblick auf die Weiterbildungsbeteiligung von Personen mit Migrationshintergrund einige Fragen, die in der Forschung nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Der Terminus "Weiterbildung" gilt als Sammelbegriff für alle nachschulischen Maßnahmen und soll damit Veranstaltungen der allgemeinen Erwachsenenbildung sowie der beruflichen Weiterbildung bzw. Umschulung erfassen und zusammenbinden. 6 Damit wird allerdings eine Kontinuität bildungs- und berufsbiografischer Verläufe vorausgesetzt, die bei vielen Menschen (insbesondere) mit Migrationshintergrund nicht gegeben ist. Es ist also eine differenziertere Wahrnehmung dieser Bevölkerungsgruppe und die empirische Erfassung des Migrationshintergrundes in der Weiterbildungsforschung anzumahnen, um nachhaltig ergründen zu können, welche Faktoren ihre Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen begünstigen oder verhindern.
Derzeit laufende Forschungsarbeiten und Analysen über Menschen mit Migrationshintergrund konzentrieren sich insbesondere auf die schulische und berufliche Bildung. Über die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen und darüber, welche Faktoren diese begünstigen oder behindern, ist noch wenig bekannt. Es gibt zwar eine Reihe von Statistiken (Personenbefragungen, Träger- und amtliche Statistiken und Unternehmensbefragungen). 7 Aber es existieren kaum Datenquellen, die das Weiterbildungsverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland präzise wiedergeben. Eine Ausnahme bilden das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), das die Datengrundlage dieses Beitrags darstellt, und das Berichtssystem Weiterbildung (BSW), dessen Ergebnisse im Folgenden zusammengefasst vorgestellt werden.
Im Rahmen des Berichtssystems Weiterbildung (BSW), einer seit 1979 laufenden repräsentativen Bevölkerungsbefragung mit dreijährigem Turnus, wurden bis 1994 ausschließlich deutsche Staatsangehörige im Alter von 19 bis 64 Jahren befragt. Seit der Erhebung des Jahres 1997 werden auch "Ausländer" in die Befragung einbezogen. Nach dem Migrationshintergrund wird erst seit 2003 gefragt. Seither werden zur Betrachtung des Weiterbildungsverhaltens im BSW Deutsche ohne Migrationshintergrund, Deutsche mit Migrationshintergrund und Ausländer teilweise miteinander verglichen (Tabelle 1).
Nach den Daten des Berichtssystems Weiterbildung 2007 beteiligen sich Deutsche mit Migrationshintergrund zu 34 % und Ausländer zu 39 % an Weiterbildungsmaßnahmen. Differenziert man nach allgemeiner und beruflicher Weiterbildung, so zeigen sich Unterschiede zwischen diesen Gruppen. Während Deutsche mit Migrationshintergrund eher berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen (20 % versus 18 %), beteiligen sich Ausländer tendenziell stärker an allgemeinen Weiterbildungsmaßnahmen (28 % versus 24 %). 8
Vergleicht man aber die Teilnahmequoten zwischen 2003 und 2007, dann ist eine beachtliche Entwicklung zu beobachten: Während sich die Teilnahmequote an Weiterbildungsmaßnahmen insgesamt bei Deutschen ohne Migrationshintergrund nur um einen Prozentpunkt erhöht hat, stieg die Beteiligungsquote bei Deutschen mit Migrationshintergrund um fünf, bei Ausländern sogar um zehn Prozentpunkte. Damit verringert sich der Rückstand gegenüber der autochthonen Bevölkerung. Zwar liegen bislang keine empirisch gestützten Befunde über diesen Anstieg der Teilnahmequoten bei den beiden genannten Gruppen vor, aber es wird angenommen, dass "ein durch die öffentliche Debatte über die Benachteiligung von Migranten geschärftes Bewusstsein der Wichtigkeit von Weiterbildung" die Weiterbildungsbeteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund befördert haben könnte. 9
Insgesamt konstatiert das Berichtssystem Weiterbildung, dass Migrantinnen und Migranten seltener an Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt sind als Deutsche ohne Migrationshintergrund. Es muss allerdings daran erinnert werden, dass die Möglichkeiten des BSW begrenzt sind. Die Heterogenität innerhalb der Migrantenpopulation ist in den BSW-Erhebungen keineswegs zur Genüge berücksichtigt.
Dies soll im im Folgenden mit Hilfe des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) geschehen, und zwar am Beispiel der Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen.
Das Sozio-oekonomische Panel, eine seit 1984 jährlich durchgeführte repräsentative Wiederholungsbefragung von privaten Haushalten in Deutschland, ist für die Erhebung von Daten zum Thema Migrationshintergrund und Weiterbildung wesentlich besser geeignet als das BSW. 10 Denn spätestens seit der Einführung der sogenannten Zuwanderer-Stichprobe im Jahre 1994 werden zahlreiche Merkmale zur Erfassung des individuellen Migrationshintergrundes in die Befragung aufgenommen, wie etwa die Staatsangehörigkeit, der Zeitpunkt des Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit, das Geburtsland und der Status bei der Einwanderung nach Deutschland. Diese Indikatoren werden auch in dieser Untersuchung herangezogen, um Personen(gruppen) nach ihrem Migrationshintergrund zu differenzieren.
Basis der folgenden Datenanalyse ist die aktuellste Erhebungswelle des SOEP aus dem Jahr 2004. In die Untersuchung wurden zunächst alle erwerbstätigen Personen im Alter von 19 bis 65 Jahren einbezogen. Des Weiteren wurde die Stichprobe auf Personen beschränkt, die sowohl in den Jahren 2002, 2003 und 2004 an der Befragung teilgenommen haben, um die Beteiligung an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung retrospektiv für die letzten drei Jahre zu ermitteln. Für diese Auswertung ist eine Differenzierung nach dem Migrationsstatus vorgenommen worden, so dass insgesamt fünf Gruppen mit unterschiedlichem Migrationsstatus unterschieden wurden (Tabelle 2):
Insgesamt sind damit 14,9 % Personen mit einem Migrationshintergrund in der Stichprobe vertreten, im Vergleich zu 85,1 % Deutschen ohne Migrationshintergrund.
Im Folgenden werden einige Einflussfaktoren, wie der Schulabschluss und die berufliche Stellung, beispielhaft auf das Teilnahmeverhalten dieser Migrantengruppen hin untersucht, um aufzuzeigen, welche Migrantengruppen bei der Beteiligung an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung im Vergleich zu Deutschen ohne Migrationshintergrund tatsächlich benachteiligt sind.
Zur Ermittlung der Beteiligung an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung wird im SOEP die Frage nach der Teilnahme an berufsbezogenen Lehrgängen oder Kursen in den Jahren 2002 - 2004 rezipiert. Demnach haben sich Ausländer und Eingebürgerte der ersten und zweiten Generation, Aussiedler sowie Deutsche ohne Migrationshintergrund in diesem Zeitraum an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung wie folgt beteiligt (Tabelle3):
Betrachtet man die Häufigkeitsverteilungen der Beteiligung an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung zwischen den Migrationsgruppen, dann sind unter diesen deutliche Unterschiede im Weiterbildungsverhalten zu erkennen. So nehmen Ausländer der zweiten Generation deutlich mehr berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten wahr als Ausländer der ersten Generation. Eingebürgerte der zweiten Generation besuchen mehr berufsbezogene Lehrgänge als Eingebürgerte der ersten Generation. Zudem scheint sich auch eine Annäherung der Ausländer der zweiten Generation und der Eingebürgerten der zweiten Generation zu Deutschen ohne Migrationshintergrund in ihrem Weiterbildungsverhalten anzudeuten.
Tabelle 4 zeigt die Teilnahmequoten an beruflicher Weiterbildung nach Herkunftsländern. Zwischen den verschiedenen Personengruppen bestehen große Unterschiede im Hinblick auf die Beteiligung an beruflicher Weiterbildung. Während sich 30,3 % der Deutschstämmigen und 20 % der Polnischstämmigen beruflicher Weiterbildung widmen, sind es bei den Italienischstämmigen nur 12,7 % und bei den Türkischstämmigen lediglich 8,8 %.
Auch bezüglich des schulischen Bildungsabschlusses lassen sich Unterschiede hinsichtlich der Teilnahme an berufsbezogenen Kursen erkennen - wie dies auch in anderen Veröffentlichungen zur Weiterbildungsbeteiligung bereits vielfach verdeutlicht wurde (so beispielsweise im Berichtssystem Weiterbildung). 11 Während 45 % der Personen mit Fachabitur und/oder Hochschulreife an beruflicher Weiterbildung teilnehmen, partizipieren nur 17,4 % der Personen mit einem Hauptschulabschluss an berufsbezogenen Weiterbildungsmaßnahmen. Von den Personen, die keinen schulischen Abschluss haben, beteiligen sich gar nur 9 % an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung (Tabelle 5).
Bei näherer Betrachtung der Häufigkeitsverteilungen der schulischen Bildungsabschlüsse, unterschieden nach Migrationshintergrund, fallen insbesondere die geringen Unterschiede zwischen den Eingebürgerten der zweiten Generation und den Deutschen ohne Migrationshintergrund bezüglich der schulischen Qualifikation "Fachabitur/Abitur" auf: Es haben 23,3 % der Deutschen ohne Migrationshintergrund und ebenso 23,3 % der Eingebürgerten der zweiten Generation den schulischen Bildungsabschluss des Fachabiturs/Abiturs erreicht (Tabelle 6).
Mit rund 19 % haben Ausländer der zweiten Generation im Vergleich zur Gruppe der Deutschen ohne Migrationshintergrund zwar seltener das Fachabitur/Abitur erlangt. Betrachtet man aber Ausländer der zweiten im Vergleich zu Ausländern der ersten Generation, in der nur 3,5 % der Personen das Fachabitur/Abitur als ihren schulischen Abschluss angeben, ist deutlich zu erkennen, dass das Bildungsniveau zwischen diesen (Generationen-)Gruppen ansteigt. Ein ähnlicher Trend lässt sich beim Vergleich der Eingebürgerten der zweiten Generation erkennen: Der Anteil der Personen, die das Fachabitur/Abitur erreicht haben, liegt in der Gruppe der zweiten deutlich über dem in der Gruppe der ersten Generation.
Gleichwohl wird augenfällig, dass in den Gruppen "2. Generation Ausländer" und "2. Generation Eingebürgerte" im Vergleich zur Gruppe "Deutsche ohne Migrationshintergrund" noch immer vergleichsweise mehr Personen nur einen Hauptschulabschluss als höchsten schulischen Bildungsabschluss erreichen. Dabei fällt der Unterschied zwischen der Gruppe der "2. Generation Ausländer" und der Gruppe "Deutsche ohne Migrationshintergrund" höher aus als zwischen der zweiten Generation der Eingebürgerten und den Deutschen ohne Migrationshintergrund. Wie Kurt Salentin und Frank Wilkening angeführt haben, gelten Eingebürgerte unter Bildungs-, Beschäftigungs- und Einkommensaspekten als erfolgreicher, was sich auch hier zumindest für die zweite Generation der Eingebürgerten bestätigen lässt. 12Dies belegt auch die Darstellung der Schulabschlüsse (Tabelle 7).
In Relation zu den Schulabschlüssen von Deutschstämmigen zeigt sich eine Schieflage in der Bildungssituation von Personengruppen mit Migrationshintergrund: Nur 0,7 % der Deutsch- und 14,5 % der Italienischstämmigen verließen eine allgemein bildende Schule ohne einen Abschluss. Der Anteil der Hauptschulabschlüsse betrug bei Deutschstämmigen 32,3 % und bei Türkischstämmigen 42,1 %. Einen mittleren Schulabschluss erwarben 43,3 % der Deutsch-, jedoch nur lediglich 8,8 % der Türkischstämmigen. Besonders stark divergiert die Verteilung von Schulabsolventen mit Hoch-/Fachhochschulreife: Während 23,3 % der Deutschstämmigen eine Hoch-/Fachhochschulreife erreichten, zählen diese Absolventen unter den Türkischstämmigen nur 6,1 %.
Auch im Hinblick auf die berufliche Stellung existieren große Unterschiede zwischen den Migrationsgruppen (Tabelle 8). Ausländer der ersten Generation sind häufiger Arbeiter mit einfachen Tätigkeiten, während Eingebürgerte häufiger als Fachkräfte bzw. Sachbearbeiter tätig sind. Betrachtet man die Migrationsgruppen der zweiten Generation im Vergleich zu jenen der ersten, so wird evident, dass sich die berufliche Stellung zwischen diesen (Generationen-)Gruppen verbessert.
Eine ähnliche Entwicklung lässt sich beim Vergleich der Gruppen der ersten und der zweiten Generation der Eingebürgerten feststellen. Auch hier ist in der Gruppe der zweiten Generation der Anteil der Personen deutlich höher, die als Sachbearbeiter bzw. Führungskraft tätig sind, als in der Gruppe der ersten Generation. Dabei fällt der Unterschied zwischen den Ausländern der zweiten Generation und der Deutschen ohne Migrationshintergrund größer aus, als zwischen der zweiten Generation der Eingebürgerten und den Deutschen ohne Migrationshintergrund. Eingebürgerte der zweiten Generation liegen rund zwei Prozentpunkte hinter Deutschen ohne Migrationshintergrund zurück.
Wie bei den allgemein bildenden Schulen herrscht auch bei der beruflichen Stellung ein Ungleichgewicht. Tabelle 9 offenbart die großen Differenzen zwischen den Personengruppen nach Herkunftsland im Hinblick auf die berufliche Stellung. So üben 64 % der Türkischstämmigen und rund 53 % der Italienischstämmigen einfache Tätigkeiten aus. Demgegenüber zählen zu der Gruppe "Sachbearbeiter/untere Führungskräfte" nur 7,5 % der Türkischstämmigen, aber 36,2 % der Deutschstämmigen. Unter den Führungskräften sind die "Zuwanderernationalitäten" eine deutliche Minderheit. Insgesamt kann gesagt werden, dass sie beruflich überwiegend einfache Dienste verrichten. Damit werden die Ergebnisse der Forschungsliteratur bestätigt.
Dass sich der berufliche Status auch auf die Beteiligung an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung niederschlägt, wird in Tabelle 10 deutlich. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die weniger anspruchsvolle Arbeitsaufgaben verrichten, nehmen weit überwiegend nicht an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung teil; ganz anders sieht es bei den Führungskräften aus, die mit 48 % den Spitzenplatz belegen. Die Teilnahmequoten der Fachkräfte (19,3 %) und der Sachbearbeiter (36,8 %) rangieren dahinter.
Zusammengefasst zeigt die deskriptive Analyse auf der Basis der SOEP-Daten, dass diverse Personengruppen einen unterschiedlichen Zugang zu Maßnahmen beruflicher Weiterbildung in Deutschland haben. Faktoren wie der Schulabschluss und die berufliche Stellung wirken sich hier erkennbar positiv aus.
Im Rahmen einer multivariaten Analyse (Kontrolle der Einflussfaktoren wie Schulabschluss, berufliche Stellung etc.) zeigt sich zudem, dass ein Einfluss des Migrationshintergrundes kaum noch erkennbar ist und - die Gruppe der Ausländer der ersten Generation ausgenommen - keine negativen Impulse für die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung von dem Migrationshintergrund ausgehen. Sowohl der schulische Bildungsabschluss wie auch die berufliche Stellung weisen einen maßgeblichen Zusammenhang mit beruflicher Weiterbildung auf. 13 Gleichzeitig werden auch die oben von Salentin und Wilkening angeführten Unterschiede zwischen Eingebürgerten und Ausländern reflektiert, wonach Eingebürgerte im Hinblick auf die Bildungs- und Beschäftigungssaspekte erfolgreicher zu sein scheinen als Ausländer. Schließlich scheint das Geburtsland für die berufliche Weiterbildung eine nicht ganz unerhebliche Rolle zu spielen.
Die SOEP-Datenanalyse hat vor Augen geführt, dass das Interesse und die Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen von dem Grad der Schulbildung und von der beruflichen Qualifikation abhängen und dass zwischen Migrationsgruppen in Bezug auf Weiterbildungsbeteiligung, Schulabschlüsse und berufliche Stellung Divergenzen bestehen. Dies wird bei einer differenzierten Betrachtung der Personengruppen mit Migrationshintergrund ersichtlich. Die Rate der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung ist bei Ausländern der zweiten Generation deutlich höher als bei Ausländern der ersten, das gilt auch für Eingebürgerte der ersten und zweiten Generation. Bei den Schulabschlüssen und der beruflichen Stellung zeigt sich ein ähnliches Bild.
Die SOEP-Datenanalyse zeigt zudem, wie wichtig eine weitergehende Aufschlüsselung des Migrationshintergrundes für eine progressive Weiterbildungsforschung ist. Insofern ist es sinnvoll, Personen mit Migrationshintergrund in ihrer Pluralität und Heterogenität auch in Bezug auf die Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen zu erfassen. Auf diese Weise kann die Weiterbildungsforschung einen Beitrag zu einer an Integration orientierten Weiterbildungsplanung leisten, vielleicht sogar mit dem Ergebnis, ein etwa übermäßig "pessimistisches Bild" von den nach Deutschland eingewanderten Personen in der (Weiter-)Bildungsforschung zu relativieren und die erzielten Integrationserfolge ins Blickfeld zu rücken.
1 Vgl. Felix
Büchel/Markus Pannenberg, Berufliche Weiterbildung in West-
und Ostdeutschland, Berlin 2003.
2 Vgl. Halit Öztürk, Theorie
und Praxis der Integration in der Bundesrepublik Deutschland, in:
Zeitschrift Bildung und Erziehung, 60 (2007) 3, S. 283.
3 Vgl. Statistisches Bundesamt,
Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Ergebnisse des
Mikrozensus 2007, Fachserie 1, Reihe 2.2, Wiesbaden 2008,
S.7.
4 Vgl. Sara Geerdes, die Teilnahme an
beruflicher Weiterbildung von erwerbstätigen Migranten in
Deutschland, in: Schmollers Jahrbuch, 25 (2005) 4, S. 549 -
571.
5 Vgl. Deutscher Bildungsrat,
Strukturplan für das Bildungswesen, Stuttgart 1970, S. 197 -
198.
6 Vgl. Bund-Länder-Kommission
für Bildungsplanung und Forschungsförderung, Strategie
für Lebenslanges Lernen in der Bundesrepublik Deutschland,
Bonn 2004, S. 13.
7 Vgl. Lutz Bellmann, Datenlage und
Interpretation der Weiterbildung in Deutschland, Bielefeld
2003.
8 Vgl. Bundesministerium für
Bildung und Forschung, Berichtssystem Weiterbildung IX, Bonn/Berlin
2006, S. 69.
9 Deutsches Institut für
Erwachsenenbildung, Trends der Weiterbildung, Bielefeld 2008, S. 41
- 42.
10 Vgl. Joachim R. Frick/Janina
Söhn, Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) als Grundlage
für Analysen zur Bildungslage von Personen mit
Migrationshintergrund, in: Bildungsreform Band 14,
Migrationshintergrund von Kindern und Jugendlichen, Bonn-Berlin
2005, S. 81 - 90.
11 Vgl. Bundesministerium für
Bildung und Forschung (Anm. 8), S. 104.
12 Vgl. Kurt Salentin/Frank Wilkening,
Ausländer, Eingebürgerte und das Problem einer
realistischen Zuwanderer-Integrationsbilanz, in: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 55 (2003) 2,
S. 278.
13 Insgesamt wurden sieben logistische
Regressionsmodelle (Migrationshintergrund, formale Qualifikation,
berufliche Stellung, Betriebsgröße, Berufssektoren,
Alter und Geschlecht) zur Teilnahmewahrscheinlichkeiten an
beruflicher Weiterbildung von erwerbstätigen Menschen mit
Migrationshintergrund geprüft. Vgl. Halit
Öztürk/Katrin Kaufmann, Migration background and further
education in Germany, Vortrag auf der ECER-Pre-Conference in
Göteborg, unveröffentl. Manuskript, FU Berlin
2008.