QUOTE
Sie entscheidet wesentlich über das Programm, doch ihre Genauigkeit ist umstritten
Nach nur einer Folge kippte RTL 2008 die deutsche Serie "Die Anwälte" aus dem Programm. Ein neuer Rekord. Nur 2,59 Millionen Zuschauer wollten die Anwälte sehen- das entspricht einem Marktanteil von 10,8 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Einmalig ist auch die Übernahme der Juristenserie durch die ARD, bei der der RTL-Quotenflop auch unter der Erwartung und ohne Fortsetzung blieb. Das Erste hatte sich schon mit dem ProSieben-Import Bruce Darnell verhoben. Bleibt die Frage, wie eigentlich entschieden wird, was ins Programm kommt oder dort bleibt. Maßgebend dafür sind Prozentzahlen, die bei Programmmachern jeden Morgen ein Lächeln verursachen oder Angstschweiß auslösen: die Quote.
Zuständig dafür ist die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die die Daten im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) erhebt. Deren Mitglieder sind wiederum die öffentlichen-rechtlichen Sender sowie die beiden privaten Gruppen ProSiebenSat.1 und RTL. 5.640 Haushalte stehen mit 13.000 Mitbewohnern repräsentativ für mehr als 72 Millionen Menschen in gut 35 Millionen Privathaushalten. In 140 Haushalten kommen dabei die Haupteinkommensbezieher aus einem anderen EU-Land. Bei allen steht ein sogenanntes GfK-Meter, das personen- und sekundengenau das Fernsehverhalten misst. Derzeit arbeitet die AGF an einem neuen System. Das soll nicht nur einfach den aktiven Fernsehkonsum messen, wobei bereits jetzt Teletext, Videos und Videospiele mit erfasst werden. Künftig soll es darum gehen, wirklich alle TV-Inhalte abzufragen. Auf den vorderen zehn Plätzen lagen in den vergangenen knapp 20 Jahren ausschließlich Fußballübertragungen.
Die großen Sender forschen im Voraus, ob eine Serie ankommt - offenbar nicht immer erfolgreich. Der Erfolg hängt von Faktoren wie dem Wetter, den Programmen der Konkurrenz, dem Sendeplatz oder den eingesetzten Werbemitteln ab. Mit einer eigens entwickelten Software prognostiziert auch die Berliner Firma Goldmedia solche Einschaltquoten.
Was seit einigen Jahren bei Kinofilmen in Kooperation mit Produzenten erfolgreich läuft, wurde jetzt für TV-Filme oder Formate wie Dschungel- oder Castingshows verfeinert. In einer mit 50 Faktoren gefütterten Datenbank fließen dabei Zuschauermeinungen ebenso ein wie der Erfolgsfaktor der Produktionsfirma.
Die Autorin ist Medienjournalistin in Berlin.