Wie europatauglich ist die Türkei? Wie positionieren sich die türkischen Minderheiten, insbesondere die Kurden, zum EU-Beitritt des Landes? Der kurdische Wissenschaftler Naif Bezwan bezweifelt in seinem gründlich recherchierten Buch "Türkei und Europa", dass die Beitrittsperspektive einen Beitrag zur Demokratisierung des Landes leisten kann. Die Alternative liege auch nicht in einer "privilegierten Partnerschaft", sondern in einer demokratischen und föderalen Umgestaltung der Türkei, schreibt der im deutschen Exil lebende Autor.
Die EU fordert er auf, der Türkei nicht nur eine Demokratisierung des politischen Systems abzuverlangen. Vielmehr müssten die Europäer den multinationalen und multireligiösen Charakter des Landes anerkennen. Denn nur auf diese Weise könne Brüssel die Türkei von ihrer Homogenisierungspolitik befreien, die die Existenz der Minderheiten bedrohe. Bezma ist davon überzeugt, dass nichts die demokratische Entwicklung so sehr behindere wie die kemalistische Staatsdoktrin von der "türkischen Nation". In dieser hätten die ethnischen Minderheiten bis heute keinen Platz.
Türkei und Europa.
Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2008; 347 S., 59 ¤