Im Frühherbst 1989, pünktlich zum 40. Geburtstag des Arbeiter-und-Bauern-Staates, präsentierten Experten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) dem Politbüro der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) ein fulminantes Geschenk: eine auf modernster Technik basierende Grenzschleuse von Westen nach Osten und vice versa, mit einer rechnergestützten Abfertigung, wie es sie zuvor noch nie gegeben hatte. Von nun an, so frohlockten die Stasi-Leute, würden Fahndungen nicht mehr mit altertümlichen Zettelkatalogen bewältigt werden müssen, sondern mithilfe des raffiniert programmierten und zentral vernetzten Personalcomputers EC 1834.
Zwar standen der modernen Hochsicherheitsgrenze zwischen den beiden deutschen Staaten noch einige Hemmnisse im Weg, etwa, dass es einen kompatiblen Drucker brauchte, für dessen Anschaffung im Krisenjahr 1989 schlicht die Devisen fehlten. Doch schienen das nur Kleinigkeiten im Hinblick auf das hehre Ziel: In Zukunft würde kein noch so gewiefter Agent die Scheidelinie des Kalten Krieges mehr unbehelligt überschreiten können. 1
Die Geschichte der innerdeutschen Sperranlagen begann unmittelbar nach dem Ende des Krieges. Bereits ab September 1945 benötigten die Deutschen die Erlaubnis der Alliierten, um andere Besatzungszonen zu bereisen. Im Westen stellte man schon im Sommer erste deutsche Grenzpolizisten in Dienst, die Sowjets warteten damit bis zum Dezember. Das nach Moskauer Vorbild ausgebaute ostdeutsche Grenzland umfasste von Anfang an ein komplexes Meldekopfsystem, woran sich bis zum Ende der DDR nichts mehr ändern sollte: Die Reisenden wurden von einem Kontrollpunkt zum nächsten "übergeben". Auf diese Weise entstand schon früh ein Überwachungsnetz, das bis in die Nischen des Alltags vordrang.
Den wenigen verbliebenen Durchgängen der Grünen Grenze bereitete die "Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands" vom 26. Mai 1952 ein abruptes Ende: Auf Anweisung der Ost-Berliner Regierung entstand ein lückenlos observiertes, dicht gestaffeltes Hochsicherheitsareal mit einem zehn Meter breiten Kontrollstreifen, einer 500 Meter tiefen Sperrzone und einem fünf Kilometer weiten Hinterland. Damit sollte die Flucht Abertausender DDR-Bürgerinnen und -Bürger in die Bundesrepublik Deutschland verhindert werden Das kurz zuvor gegründete MfS sah es als eine seiner vordringlichsten Aufgaben an, den Sozialismus an diesem neuralgischen Punkt vor "Diversanten, Spionen und Terroristen" zu schützen. Doch blieb die deutsch-deutsche Demarkationslinie zunächst noch durchlässig, und noch immer nutzten Ostdeutsche das verbliebene Schlupfloch Berlin, um dem Leben im Kommunismus zu entkommen.
Am 13. August 1961 begann die Errichtung des "antifaschistischen Schutzwalls" quer durch Berlin. Nun war auch die letzte Möglichkeit dahin, die DDR weitgehend ungefährdet zu verlassen; der massenhafte Exodus war beendet. Zunächst lösten Provisorien einander ab, erst die dritte "Grenz-Generation" von 1968 an wurde für die Dauer geplant und gebaut. Sie bestand aus Elementen, die industriell in Serie hergestellt wurden: Betonplatten mit aufgesetzten Abwasserrohren. Flankiert war diese Wehranlage von Beobachtungstürmen, von Sperren aus Stacheldraht, von Signalvorrichtungen und von Minenfeldern. Seit Ende der 1960er Jahre erhielt diese militärische Anlage eine neue technische, zugleich aber auch eine neue politische und moralische Dimension. Die DDR installierte nun "richtungsgebundene" Splitterminen. Die als "Selbstschussanlagen" diskutierten Tötungsmaschinen wurden erst Anfang der 1980er Jahre auf internationalen Druck hin wieder entfernt.
Über die Geschichte dieser martialischen Grenze, über die Entwicklung der Sicherungsmaßnahmen und über die Versuche, diese Festung zu überwinden, ist viel geforscht und geschrieben worden. Der Gebrauch von Schusswaffen an der Mauer war und ist das Thema unzähliger publizistischer Debatten. Dieser Beitrag handelt von den unkalkulierbaren und bisweilen höchst gefährlichen Durchgängen, die Millionen Bürger jahrzehntelang frequentieren mussten. Ein Netz von Grenzübergangsstellen (GÜST) perforierte die rund 1400 Kilometer lange Abzäunung der DDR gen Westen. Die Passage dieser Portale gab den Weg frei, um mit dem Auto, per Bahn, per Schiff oder per pedes von Deutschland nach Deutschland zu gelangen. Die Geschichte dieser Übergänge entpuppt sich als eine Geschichte von Schleusen, von "Transit-Bauwerken".
Private Besuchsreisen für Westdeutsche blieben auch nach dem Mauerbau möglich, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. 1968 dekretierte die DDR den Passzwang für die Ein- und Durchreise; für die Ein- und Ausreise benötigte man jetzt ein Visum, und für einen Tagesbesuch in Ost-Berlin wurden Aufenthaltsgenehmigungen ausgegeben. Mit diesen Maßnahmen war die Erhebung von Gebühren für Genehmigungen und Visa verbunden. Schon vier Jahre zuvor hatte man einen verbindlichen Mindestumtausch, berechnet nach der Anzahl der Aufenthaltstage, vorgeschrieben, der sich mit den Jahren stetig erhöhte (von 1980 an betrug er 25 DM pro Tag). West-Berliner konnten seit August 1961 nicht mehr in den anderen Teil der Stadt gelangen. Erst mit den Passierscheinabkommen (1963/1966) durften sie Tagesbesuche zu Feiertagen sowie "in dringenden Familienangelegenheiten" beantragen. Mit dem Verkehrsvertrag vom Mai 1972 verbanden sich wesentliche Reiseerleichterungen und Verbesserungen. Von nun an stand es Bundesbürgern frei, Verwandte und Bekannte in der DDR zu besuchen. Bewohner von grenznahen Stadt- und Landkreisen der Bundesrepublik erhielten überdies die Möglichkeit, zu Tagesaufenthalten in den grenznahen Bereich der DDR einzureisen. West-Berliner durften ab sofort die DDR und Ost-Berlin besuchen. Für Ostdeutsche gestaltete sich die Fahrt in den Westen indes weiterhin kompliziert. Lange Zeit hatte man nur Rentner und Invaliden ausreisen lassen; nach dem Verkehrsvertrag konnten politisch vertrauenswürdige Bürger unter bestimmten Voraussetzungen, etwa zu Familienangelegenheiten, in die Bundesrepublik reisen.
Aus Sicht der Macht- und Funktionseliten der DDR ergab sich mit den aufgezwungenen Erleichterungen im deutsch-deutschen Reiseverkehr im Zeichen der neuen Ost-West-Politik und unter den Auspizien der KSZE-Vereinbarungen eine neue Gefahrenlage. Die mit dem Mauerbau 1961 vollendet geglaubte Sicherheitsverwahrung der eigenen Bevölkerung begann plötzlich aufzubrechen. Hinter geschlossenen Türen hegte man manche Befürchtung: Hatte man einen westdeutschen Massenandrang an den Grenzübergangsstellen zu erwarten? Würden aus den bewährten Schleusen nun Stromschnellen werden? Würden sich Kapitalisten und Kommunisten in Zukunft auf dem Gebiet der DDR verbrüdern? Sollte sich die eingängige Parole der sozialdemokratischen Ostpolitik: "Wandel durch Annäherung" nunmehr bewahrheiten?
Diese Fragen verursachten den zuständigen Staats- und SED-Funktionären, vor allem aber den Angehörigen des MfS Alpträume. Der Klassengegner, so rüsteten sie argumentativ auf, werde künftig in noch stärkerem Maße seine gegen die Arbeiter-und-Bauern-Macht gerichtete subversive Tätigkeit ausbauen - und zwar auf dem Terrain der DDR selbst. Es galt daher, einer eventuellen Erosion des Regimes an der Grenze frühzeitig und wirksam entgegenzuarbeiten. Umbau- und Rationalisierungsmaßnahmen mussten geplant und umgesetzt werden. Der Feind näherte sich der Nahtstelle der Systeme von allen Seiten - und er sollte fortan mehr denn je mit militärischer Disziplin abgefertigt werden.
Die Kontrolle über die Grenzpassage oblag seit 1962 dem MfS. Sämtliche Bedienstete der GÜST - mit Ausnahme der Mitarbeiter der Zollverwaltung - standen in dessen Diensten. 2 Die "Tschekisten", wie sie sich in Anspielung an den frühen sowjetischen Geheimdienst gern selber nannten, traten jedoch nicht offen auf, vielmehr tarnten sie sich mit den steingrauen Uniformen der Grenztruppen. Die Einheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) waren aber nur für die militärische Sicherung des Territoriums verantwortlich. Ihre Stasi-Doubles hingegen gerieten für Millionen Transitreisende und für diejenigen, die aus- und einreisten, zum Antlitz des Arbeiter-und-Bauern-Staats. Ihre Gesichter, ihr Gestus und ihr Habitus, waren das erste, was einreisenden Westbürgern begegnete - und ihre Gesichter waren die letzten, die Ausreisende zur Kenntnis nahmen. Die Staatssicherheitsleute im Uniformrock der Grenztruppen waren das vorgeschaltete, in ihrem Sinne das vorgeschobene Antlitz der DDR. Den Diensthabenden war jeder Ankommende prinzipiell verdächtig. Die politische Fiktion, mit welcher sie tätig wurden, hieß: Jeder, der diese Schleuse passiert, steht unter dem Verdacht, ein Feind des Sozialismus zu sein. Nicht die Passage zu ermöglichen oder gar zu erleichtern war ihr Gebot, sondern, im Sinne politischer Wachsamkeit, einreisende Gegner zu entlarven.
Grenzübergangsstellen verstanden sich bis zu ihrem Niedergang im November 1989 grundsätzlich als Wehrbauten, deren Vision und Bestimmung keineswegs Durchlässigkeit und Freizügigkeit war, sondern, im Gegenteil, die Blockade. Sie gerieten zu hochpolitischen Bau- und Bollwerken, besetzt mit Soldaten auf der Wacht, bewehrt mit Kundschaftern, abgestellt vom Geheimdienst, dem Schild und Schwert der Partei. Der stets geschlossene Schlagbaum vor der Anlage und nach der Anlage, bei der so genannten Vorkontrolle und bei der Endkontrolle, wurde nur von Fall zu Fall geöffnet. Die geschlossene Schranke avancierte zum Symbol dieses Selbstverständnisses.
Beobachten wir einen Westdeutschen auf dem langen und beschwerlichen Pfad durch das Kontrolldickicht der Grenzübergangsstelle, der in den 1980er Jahren durch eine solche Schleuse für einige Tage Einlass in die DDR begehrte. Der künftige Besucher benötigte zunächst einen ostdeutschen Vertrauten, der bereit war, ihn "einzuladen". Das konnten Institutionen sein, aber auch Privatpersonen, Verwandte oder Bekannte. Sie mussten spätestens ein, zwei Monate vor der geplanten Einreise beim örtlichen Volkspolizeikreisamt (VPKA) einen Antrag für einen Antrag zur Erteilung eines Visums stellen. Mit diesem bürokratischen Auftakt wurde nicht nur der Einreisende, sondern auch der Einladende zum Gegenstand einer langwierigen und peinlichen Durchleuchtung. Fortan galt die Devise: mitgefangen - mitgehangen. Der Ostbürger, der diesen Prozess ins Rollen brachte, wurde nicht nur zum Bürgen des Westbürgers, sondern auch zur Geisel des ganzen Verfahrens: Ließ sich der Westler etwas zu Schulden kommen, konnte sein Gewährsmann dafür belangt werden.
War die Reise genehmigt, lag die Verantwortung für die Sicherheit der Republik vollends bei den Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit. Seit den 1960er Jahren verfolgten die Tschekisten an der Westgrenze zwei große Ziele: erstens den westlichen Geheimdiensten und "kriminellen Elementen" jede Möglichkeit zu nehmen, den Reiseverkehr für eine subversive Tätigkeit gegen die DDR auszunutzen und zweitens alle Möglichkeiten für die eigene Aufklärungsarbeit auszuschöpfen, kurzum: Informanten und Agenten anzuwerben.
Angriffe von "Feinden" wurden gemäß der politischen Doktrin und dem manichäischen Weltbild des MfS stets von beiden Seiten der Befestigung erwartet. Gerade an den Übergängen galt, dass der Feind vom Westen wie vom Osten anrücken konnte. Die Stasi-Soldaten verteidigten sozusagen rundum, vorwärts wie rückwärts. Wer an einer Passierstelle wie etwa Marienborn einreisen wollte, musste, nachdem sein Fahrzeug die Station des Bundesgrenzschutzes hinter sich gelassen und den Boden der DDR erreicht hatte, zunächst eine Strecke auf Ost-Territorium weiterfahren. Nach der Bewältigung dieses taktischen Zwischenraumes wurde sein Wagen von der Autobahn heruntergeleitet; jetzt hatte er die zahlreichen Posten und Punkte der GÜST anzufahren. Bevor der Einreise-Petent jedoch am ersten Schlagbaum ankam, war er längst von "Kräften zur Absicherung des Hinterlandes", postiert hinter "Fernbeobachtungsanlagen", ins Visier genommen worden. Präzisionsfernrohre und Kameras waren stets auf ihn gerichtet, jede seiner Bewegungen wurde registriert.
Ausgestattet mit dem maschinell erstellten Antrag auf ein Visum, der so genannten Ein- und der Ausreisekarte, der Zählkarte und einer Erklärung für die Zollverwaltung der DDR, einem Packen von Kleinformularen, näherte sich der Reisende der Transferanlage - freilich immer "nur auf Aufforderung". Die erste Absperrung des weitläufigen Areals war bei der Vorfeldkontrolle zu überwinden. Hier begann eine langwierige Prozedur, die Musterung des Antragstellers und seiner Mitreisenden. Auf gar keinen Fall, so interne Anweisungen, sollten Verdächtige jetzt schon enttarnt werden. "Abweichendes Verhalten" war vorab nur zu beobachten und zu notieren. Bei Verdacht wurde der Berechtigungsschein zum Empfang des Visums "konspirativ" markiert, sodass die nachfolgenden Kontrolleure vorzeitig gewarnt waren.
Weiter ging es zur "Vorkontrolle Einreise". Hier begann die erste von zwei Kontrolllinien - die Passkontrolllinie. Zum ersten Mal wurden die Reisedokumente einer Sichtung unterzogen. Wer offensichtlich nicht zur Einreise berechtigt war, wurde hier abgewiesen. Nach der Vorkontrolle gab es kein Zurück mehr, sie war für den Ankommenden nicht nur der point of no return, sondern auch ein Punkt, von dem aus er keine selbständigen Schritte mehr unternehmen durfte. Ein Verlassen der GÜST war fortan nicht mehr ohne aufwändige Formalitäten und Untersuchungen möglich. Ab sofort unterlag der Passant einem militärischen Prozedere.
Bei der Vorkontrolle ging es nicht allein darum, Gefahrenpotentiale auszuschalten. Der Vorkontrolleur sollte schon hier nach operativ interessanten Personen Ausschau halten, womöglich sogar schon erste Kontakte herstellen. Dieser Vorposten sollte für die Staatssicherheit interessante Personen unter einem "natürlichen" Vorwand in ein belangloses, aber nicht bedeutungsloses Erstgespräch verwickeln, auf das eine spätere Unterhaltung aufbauen konnte. Nach dieser Inaugenscheinnahme folgte die Einweisung in eine Fahrspur zur weiteren Bearbeitung.
Der Wagen war nun vollends in das Laufband der Musterungsanlage eingetaktet, langsam ging die Fahrt weiter zum so genannten Außenposten der Passkontrolle. Hier wurden sämtliche Dokumente erstmals auf ihre Gültigkeit und Echtheit überprüft sowie die Anzahl der einreisenden Personen und die beantragte Dauer des Aufenthaltes festgestellt. Nach einem eingehenden Identitätscheck nahm man dem Einreisewilligen jetzt sämtliche Ausweisdokumente ab. Bis zur übernächsten Station wurde dem Ankömmling noch einmal seine Hilflosigkeit vorgeführt. Auf einem Fließband, in nummerierte Plastiktaschen verstaut, verschwanden seine Unterlagen nun in einer Baracke, die etwa dreißig Meter entfernt stand. Die Reisenden wurden im so genannten Stauraum vor der Passkontrolle selbstverständlich weiter beobachtet. Nicht selten verstummten nun alle Gespräche im Fahrzeuginneren.
Die Dokumente durchliefen die Blackbox einer eingehenden Musterung: Akribisch überprüften operative Fahnder die Papiere, das Kraftfahrzeug und die einreisenden Personen. Hier kamen die in Lehrgängen eingeübten Fähigkeiten zum Tragen. Die Reisenden wurden genauestens ins Visier genommen: Zeigte "die Person" Auffälligkeiten in ihrem Verhalten? Wurde sie nervös, kam es zu einem Schweißausbruch, zuckten die Augenlider, zitterten die Hände, hatte sie nach dem Aussteigen einen zögernden Gang, versuchte sie die Örtlichkeiten in Augenschein zu nehmen? Bemühte sie sich womöglich, die Aufmerksamkeit der Kontrollkräfte auf andere Dinge zu lenken? Oder täuschte sie ein übersteigertes Selbstbewusstsein vor, trat sie zu forsch auf? Versuchte sie sogar, eine "fortschrittliche", mithin eine prosozialistische Einstellung vorzuspiegeln?
Katalogisiert fanden sich hier "dringend" und "mittelbar" Tatverdächtige, aber auch bestimmte Berufsgruppen, Herkunfts- und Wohnorte. Per Hand durchsuchten die Fahnder ihre immer schon veralteten Datensätze, um gefährlichen Angreifern auf die Schliche zu kommen. Doch lohnte sich ihre Arbeit, allein im vorletzten Jahr der DDR konnten sie eine halbe Million Verdachtsfälle mit entsprechenden "Nachfolgehandlungen" vermelden. Mithilfe der nur wenige Monate später im Probelauf eingeführten Computer wären diese Männer im Hinterzimmer sicherlich zu noch höheren Erfolgsbilanzen gelangt, mit einem geplanten Gesamtspeichervolumen von vier Megabyte hätten sie die Verbrechensregister nahezu grenzenlos erweitern können.
Einreisekarten von operativ interessanten Personen, von Westdeutschen also, die man "abzuschöpfen" oder gar zu einer künftigen Zusammenarbeit zu bewegen gedachte, kamen in eine gesonderte Ablage. Für diesen kleinen Kreis mussten geeignete Anlässe zu einer intimen Befragung gefunden werden. Wann immer bis dahin aber Ungereimtheiten auftraten, wann immer der Antragsteller womöglich einen Fehler beging, bei jedwedem Verdacht seitens der zuständigen Organe hatten die Reisenden die "Verbringung" in den operativen Befragungsraum zu gewärtigen. Dort nahm sich der Zugführer der zuständigen Passkontrolleinheit der Verdächtigen an, Vernehmungen wurden hier durchgeführt. Jeder aufgedeckte "Abfertigungsfehler" der Kontrolleure erforderte eine telefonische Vorausmeldung und ein Fernschreiben an die Berliner Zentrale, es folgte eine umfangreiche Untersuchung des Vorfalls. An der Grenze avancierten kleinste Versäumnisse zu Kardinalfehlern.
Im Fall einer positiven Entscheidung wurden Pässe und Karten jetzt vervollständigt und abgestempelt, die Erteilung eines Visums wurde bestätigt. Die letzte Station der Linie Passkontrolle war deren Außenposten: In einer kleinen Kammer sitzend, winkte dieser das inzwischen wieder voll besetzte Kraftfahrzeug heran, überprüfte erneut das gesamte Schriftgut auf Vollständigkeit und reichte schließlich die frisch gestempelten Unterlagen ins Auto.
Nun folgte die zweite Untersuchungstranche, die Zollkontrolllinie, jetzt nahm der Musterungsprozess handfeste Züge an. In einem überdachten Bereich fand die Untersuchung des Kraftfahrzeugs, des Gepäcks und der Reisenden statt. Alle Insassen hatten den Wagen zu verlassen, der nun einer eingehenden Inspektion unterzogen wurde: Motorhaube und Kofferraum waren zu öffnen, die Unterseite des Wagens wurde mit fahrbaren Spiegeln untersucht, die Rückbank teilweise ausgebaut, der Tankverschluss geöffnet. Für die Bearbeitung des Gepäcks standen Tische bereit. Fanden die Zollkontrolleure auf den Einreisekarten oder gar im Pass Markierungen ihrer Kollegen, begannen sie mit intensiven Durchsuchungen, möglichst diskret, denn noch immer sollten eventuelle Verdachtsmomente geheim gehalten werden. Vielleicht ergab sich noch die Möglichkeit, diese geheimdienstlich zu verwerten.
Freilich: Die Tschekisten konnten und wollten sich nicht auf das psychologische Gespür einzelner Mitarbeiter verlassen, wenn es um den zuverlässigen Schutz des Staates vor äußeren und inneren Feinden ging. Im Rahmen wettbewerblicher Rationalisierungsanstrengungen setzten sie in gleicher Weise auf technische Innovationen - auf radioaktive Durchleuchtung etwa. Seit den 1970er Jahren suchten strahlenintensive Röntgengeräte an den GÜST nach Waffen, Giften, Suchtmitteln, Wertgegenständen, illegalen Waren sowie nach westlicher "Hetz- und Schundliteratur". 3
Dabei blieb es nicht beim Durchleuchten von Koffern und Gepäckstücken: Mit so genannten Großgepäckröntgengeräten ließen sich sorgsam verborgene Mitbringsel präzise ausmachen. Gammastrahlenkanonen waren seit Ende der 1970er Jahre in Marienborn, seit Anfang der 1980er Jahre in allen größeren GÜST zur Durchleuchtung von ganzen Fahrzeugen mitsamt den ahnungslosen Insassen im Einsatz. Signalisierte das Gerät ein Verdachtsmoment, zeigte es etwa versteckte Lebewesen an, wurde die Kontrolle manuell weitergeführt, das betreffende Auto aus dem Reisestrom herausgelöst und in einer speziellen Garage intensiv unter die Lupe genommen. Der Einsatz dieser Technik bedeutete neben der womöglich fehlerfreien Verbrechensaufdeckung, dass man, um Täter im Sinne der Rechtsordnung der DDR aufzuspüren, auch unbeteiligte Reisende regelmäßig radioaktiven Strahlen aussetzte.
Die Untersuchungen an den Grenzübergangsstellen waren bis Ende der 1980er Jahre zu einer militärischen Operation gegen einen eindringenden Feind "vervollkommnet" worden. Der Eingeladene wurde als Eindringling behandelt, als ein notwendiges Übel, dessen Wege und Pfade genauestens vorgegeben und vorgeschrieben werden mussten. Die Passanten gerieten zu Objekten eines demütigenden Räderwerkes - dessen Gesetze und Gefahren sie niemals ganz durchschauen konnten und sollten. Der Grenzübertritt, obschon in bilateralen Vertragswerken verankert, blieb stets ein prekärer Akt. Man konnte nie genau wissen, ob man nicht gerade einen Fehler beging, eine sichtbare oder unsichtbare Linie überschritt; stets schwebte ein uneinschätzbares Damoklesschwert über den Passagieren. Jederzeit schienen die Grenzposten Alarm schlagen zu können: Sirenen, Schlagbäume, mobile Sperrbalken, Zäune mit Rundumleuchten und Mauern machten dann auch diese Furt, die zum Fort ausgebaut war, unüberwindbar.
Das lag nicht allein daran, dass das System GÜST Teil einer militärischen Frontstellung war, sondern auch daran, dass dieses System als integraler Bestandteil des Repressionsapparates der DDR begriffen wurde. Auch wenn die Grenzpassage in den Erinnerungen der Zeitgenossen bisweilen als ein vergleichsweise harmloses Abenteuer daherkommt, aus dem man in der Regel heil in die Routinen des Alltags zurückkehrte, kam es immer wieder zu Vorfällen, bei denen am Ende keine unversehrte Rückkehr erfolgte.
Am 14. Juli 1971 erschien gegen 22.40 Uhr der West-Berliner Bürger Klaus W. am Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. 4 Der angetrunkene Mann erklärte dem zuständigen Posten, dass er seine Mutter im Ostteil der Stadt besuchen wolle. Nach seiner Einreiseerlaubnis befragt, zeigte er lediglich den Personalausweis vor. Als er sah, dass der Kontrollbeamte begann, in der Fahndungskartei zu blättern, geriet er in Panik und suchte das Weite. Ein bewaffneter Posten setzte zur Verfolgung an, holte ihn ein und nahm ihn in Gewahrsam. Der Bahnhof Friedrichstraße war in Gänze ein Hoheitsgebiet, das von der DDR beansprucht wurde. Der Verdächtige wurde für weitere Verhöre in die Treptower Polizeidienststelle verbracht und der zuständige Ost-Berliner Staatsanwalt informiert. Dieser scheute jedoch den nächtlichen Weg in die Untersuchungshaftanstalt, also brachte man Klaus W. über Nacht in einer Arrestzelle unter.
Am nächsten Morgen, dem Verdächtigen wurden gerade die Fingerabdrücke genommen, sprang er unvermittelt auf und stürzte sich kopfüber durch das geschlossene Fenster aus dem zweiten Stockwerk in den Tod. Die tragische Grenzpassage führte zu umfangreichen internen Untersuchungen, wobei es den Ermittlern nicht darum ging, aufzuklären, ob ihre Kollegen womöglich für den Vorfall mitverantwortlich zu machen waren. Vielmehr trachteten sie danach, die Angelegenheit ohne öffentliches Aufheben zu den Akten zu legen. Es stellte sich heraus, dass Klaus W. wenige Wochen nach dem Mauerbau in den Westen geflohen war und seine Mutter und sein Bruder immer noch im Ostteil der Stadt wohnten. Die Ermittler der Staatssicherheit werteten den Sprung aus dem zweiten Stockwerk als weiteren Fluchtversuch. Für eine Selbsttötung fand sich ihrer Meinung nach kein Hinweis.
Einen Tag nach dem Zwischenfall entstand ein erster Untersuchungsbericht, der zu ganz anderen Schlüssen kam: Klaus W. habe am Abend des Grenzübertritts betrunken, verwahrlost und deprimiert gewirkt, ein Suizid sei höchst wahrscheinlich. Zeitgleich begann man, sämtliche beteiligte Personen mitsamt ihren Angehörigen einer operativen Kontrolle zu unterziehen. Vor allem begann die "geheimdienstliche Aufklärung" der Mutter sowie weiterer Verwandter, keiner von ihnen war bisher unterrichtet worden. Über eine Benachrichtigung, über die Erarbeitung einer Legende des Vorfalls sowie über die Einzelheiten einer Einäscherung wollte man erst entscheiden, wenn eventuelle Reaktionen der West-Presse bekannt würden. Aber die Feindblätter blieben ruhig.
Am 23. Juli 1971, eine Woche nach dem Tod von Klaus W., wurde die Mutter zum Generalstaatsanwalt beordert. Die sterblichen Überreste ihres Sohnes waren zu diesem Zeitpunkt bereits eingeäschert. Die Frau wurde zunächst peinlich befragt, man führte den angeblich liederlichen Lebenswandel ihres Sohnes vor, erwähnte seine Spielsucht. Der Mutter blieb kaum eine andere Wahl, als sich zu distanzieren. Erst gegen Ende des Gesprächs erklärte man ihr, dass ihr Sohn Selbstmord begangen habe. Über den verhinderten Besuch in Ost-Berlin verlor man kein Wort. Als die Mutter bat, einen Freund informieren zu dürfen, zeigte sich der Ermittler alarmiert. Er hielt ihr drastisch die "Konsequenzen" vor Augen: Eventuelle Gläubiger könnten sich an sie wenden, um eventuell hinterlassene Schulden von ihr einzutreiben. Die verängstigte Frau zeitigte nun die erwünschte Reaktion: "Hierauf erklärte sie eindeutig, dass auch wir keiner Person Mitteilung machen sollen", vermerkt das Protokoll. Die Mutter erhielt einen amtlichen Totenschein, in dem als Sterbeort ihres Sohnes zweideutig "Berlin" angegeben war.
Der Vorfall verweist auf exemplarische wie tragische Weise auf die unübersehbaren Folgen, die Grenzübertritte nach sich ziehen konnten. Die Führung der DDR und ihre Sicherheitsexperten verstanden die GÜST als Brückenköpfe, die weit in die gesellschaftlichen Strukturen hineinragten. Selbst wenn die meisten Passagen nicht annähernd so dramatisch verliefen wie im vorgeführten Fall, so hatten sie doch etwas gemeinsam: ein bereits in den 1940er Jahren angelegtes, engmaschiges Geflecht willfähriger Kontrollbevollmächtigter. Hier arbeiteten das Ministerium für Staatssicherheit, die Grenzpolizei, die Transport- und Volkspolizei Hand in Hand mit so genannten "gesellschaftlich aktiven Kräften", mithin gewöhnlichen Bürgern, die sich nur allzu bereit zeigten, bei Personenüberprüfungen sowie beim Aufspüren von "Unterschlupfpunkten" behilflich zu sein. Der Vorgang an der Friedrichstraße hatte im Nachgang zu Dutzenden peinlichen Überprüfungen von unmittelbar und mittelbar beteiligten Personen und deren Angehörigen geführt. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, argumentierten die Schützer des Sozialismus, schließlich wolle man in dieser Sache ja keine unliebsame Publizität riskieren.
Die rationalisierte Grenzabfertigung der späten 1980er Jahre forderte von allen Akteuren einen enormen Aufwand an Raum und Zeit. Die geschilderten Operationen bildeten einen langen und langwierigen, zeitintensiven Weg ab: Wer in die DDR einreisen und wer sie wieder verlassen durfte, wurde mitunter viele Stunden lang in schäbigen Baracken und in zugigen Halbhallen festgehalten. Spätestens bei der eingehenden Untersuchung durch die Zollkontrolleure trat meist beklemmende Stille ein: Zuweilen waren nur die Kommandos der Offiziere und das Pfeifen der Hallenvögel zu vernehmen.
Hier, an diesem Ort, kam die Dynamik westlichen Lebens zu einem unfreiwilligen Stillstand: Diese Art von Schleusung benötigte Zeit - und wer das Transfergelände nach der Prozedur verließ, fand sich in einem anderen Raum, in einem anderen Deutschland, in einem anderen politischen und gesellschaftlichen System mit einer gänzlich anderen Zeitordnung wieder, ein weiter Weg von Deutschland nach Deutschland.
Insofern wies der erzwungene Aufenthalt zwischen den Welten aus psychischer Perspektive eine gewisse Ambivalenz auf: Der Druck in der Schleuse wurde von West- wie von Ostbürgern als unangenehm und unberechenbar empfunden; ein solch markanter und markiger Übergang bereitete aber auch das Eintauchen in grundverschiedene Alltagsgegebenheiten vor. Diese Übergänge verwiesen unmissverständlich auf das Aufeinandertreffen zweier Welten. Dem Weltverständnis der Ost-Berliner Parteipatriarchen zufolge konnte es auch im letzten Jahrzehnt der DDR nur Freund oder Feind geben - tertium non datur.
Die DDR-Grenzübergangsstellen zur Bundesrepublik glichen nicht einem fulminanten, vielversprechenden Portal, das die Errungenschaften der Neuen Zeit feierte und vorführte, sondern einer martialisch gesicherten Hintertür. Die Anmutung dieser Schleuse war diejenige des Dienstboteneingangs. Die ideologische Rigidität der Staats- und Parteioberen fand hier ihre perfekte Form - in einer weit ins Land hineinreichenden Überwachungs- und Repressionspraxis.
Dazu passt, dass die SED-Führung Ende der 1980er Jahre längst keine politischen Visionen mehr anzubieten hatte, aber Visionen für eine "Grenze 2000" entwickeln ließ. Im März 1989, nur Monate, bevor DDR-Bürgerinnen und -Bürger in Scharen über Ungarn ihre Heimat verließen, offenbarte der Leiter der Abteilung "Perspektivische Entwicklung von Grenzsicherungsanlagen" seine langfristigen Vorstellungen: "Der Grenzübergang muss zunehmend besser mit dem Gesamtbild der wachsenden Attraktivität unserer sozialistischen DDR in Einklang gebracht werden." 5 Mit Blick auf das näher rückende Jahr 2000 sollten die Landschaften an der Staatsgrenze der DDR "erblühen". Infrarotschranken, Funkstrahlsignalgeber, Vibrationsmelder, Funkmessaufklärungsgeräte und elektrische Übersteigsicherungen sollten die Zukunft der perfektionierten Sicherheit einläuten. Hightech sollte die in die Jahre gekommenen Anlagen ersetzen - die Grenze zur wohlfeilen Visitenkarte des Sozialismus mutieren. Intelligente Computer würden sorgfältiger denn je zuvor Freunde und Feinde filtern. 6
Ende Oktober 1989, die Feierlichkeiten zum 40. Jubiläum der Republik waren abgeklungen, erhielt der Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit, Generalleutnant Gerhard Neiber, zum Dank für seine Unterstützung eine Urkunde zugesandt. Zu diesem Zeitpunkt gingen an der Übergangsstelle Drewitz die ersten Fahndungscomputer ans Netz. Dem Ehrendokument war ein druckfrisches, maschinell erstelltes Dauervisum für die Bundesrepublik beigelegt. Nur wenige Tage später brauchte es einen solch privilegierenden Ausweis nicht mehr, die Schleusen gen Westen hatten sich auf Druck der Bürgerinnen und Bürger weit geöffnet. Hilflos mussten Politiker und Stasi-Leute mit ansehen, wie ihre Festung im Strom der Oktoberereignisse unterging und im Strom der Menschen seine ursprüngliche Bestimmung vollständig verlor.
Mit Blick auf das stetig ansteigende Verkehrsaufkommen hatte der Minister für Staatssicherheit schon Mitte der 1970er Jahre gewarnt: Es entspreche der Grundkonzeption des Feindes, wenn er sich das Ziel stelle, die Grenze durchlässig zu machen. Ausgangspunkt sei seine langfristig angelegte Strategie eines "Wandels durch Annäherung". Der Gegner verfolge das Ziel, durch Aufweichung und Zersetzung des Bewusstseins der Bürger in den sozialistischen Staaten eine innere Wandlung zu erreichen, um schließlich die sozialistische Gesellschaft zu liquidieren. Tatsächlich behielt er mit seinen Befürchtungen Recht. Im letzten Jahr der DDR, bevor sich die Grenzübergangsstellen wieder in Übergänge im Wortsinne verwandelten, hatten sechs Millionen Ostdeutsche und sieben Millionen Bundesbürger die Hemmnisse der Schleuse überwunden.
Während die Politik mit Recht die Ost-West-Entspannung der 1970er Jahre feiern konnte, hatte der Grenzkrieg weiter getobt. Ein beträchtlicher Teil dieses Krieges fand an den Übergangsstellen statt, wo die Parteisoldaten täglich ihre Feinde der Musterungsmaschine unterzogen: zivile West- und Ostbürger, die mit Taschen und Koffern voller Kaffee und Schokolade bewaffnet waren.
Einige wenige von ihnen mögen in dieser Schleuse an Heinrich Heine ("Deutschland - ein Wintermärchen", Caput II) gedacht haben, der auf dem Weg von Deutschland nach Deutschland den Grenzern, den "preußischen Douaniers", dereinst zugerufen hatte: "Ihr Toren, die ihr im Koffer sucht! Hier werdet ihr nichts entdecken! Die Konterbande, die mit mir reist, die hab ich im Kopfe stecken."
1 Die folgenden
Ausführungen beruhen im Wesentlichen auf der Auswertung von
Gesprächen mit Zeitzeugen und der maßgeblichen Akten des
Ministeriums für Staatssicherheit der DDR im Archiv der
Bundesbeauftragten für die Unterlagen des
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU).
2 Bis 1964 entwickelte sich eine
Dreiteilung der Gewalten an der GÜST: Die Sicherungseinheiten
der Grenztruppen hatten die militärische Sicherung zu
gewährleisten, die Personenkontrolleinheiten des MfS waren
für die Passkontrolle verantwortlich und die Angehörigen
der Zollverwaltung kontrollierten den Waren- und
Zahlungsmittelverkehr.
3 Erprobungen radioaktiver
Markierungsmittel am Grenzübergang gab es bereits Mitte der
1960er Jahre: vgl. Bericht zu den auf dem KPP Bornholmer Str.
durchgeführten Versuchen der Anwendung radioaktiver
Markierungsmittel vom 26.7. 1965, Bl. 8 - 48, BStU, MfS-HA VIII,
2131.
4 Vgl. zum gesamten Fall: BStU, MfS-AS
754/70, Bd. XV, Nr. 1 und 2.
5 Aktennotiz des Leiters der Abteilung
Perspektivische Entwicklung von Grenzsicherungsanlagen vom 29.3.
1989, Bl. 131, Bundesarchiv-Militärarchiv (BA-MA), AZN
17791.
6 Nur zwei Wochen nach Öffnung der
Staatsgrenze legte der Stellvertreter des Ministers für
Nationale Verteidigung einen abschließenden Vorschlag zur
Gestaltung der "Grenze 2000" vor, vgl. Vorschlag des
Stellvertreters des Ministers und Chefs der Grenztruppen vom 23.11.
1989, BA-MA, AZN 17797.