Verjüngt, einheitlicher und übersichtlicher: Wer auf die Webseite des Deutschen Bundestags (www.bundestag.de) schaut, wird dort einige Veränderungen bemerken. Ein neues Design und eine überarbeitete Navigation sollen noch mehr Besucher als bisher ins Netz locken. Sie müssen unter anderem Abschied vom gewohnten Blau nehmen: Von nun an dominieren Grau, Schwarz und Weiß. Orange dient als Signalfarbe, die den Nutzer durch den Internetauftritt des Deutschen Parlaments leitet. Das neue Portal mache das, was den Deutschen Bundestag ausmacht "leicht und umfassend zugänglich", freute sich Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) anlässlich der Präsentation am 12. August.
Der Online-Auftritt ist so etwas wie die Visitenkarte des Deutschen Bundestags. Rund vier Millionen Menschen informieren sich hier jeden Monat über die Arbeit des Parlaments, schauen sich Debatten an, reichen Online-Petitionen ein und chatten im Jugendportal mit Parlamentariern. Dem Bundestag bietet das Internet wiederum einen direkten Draht zu den Bürgern und die Möglichkeit, sich hochaktuell in seiner Arbeit zu präsentieren. Für das Design galt das jedoch nicht mehr, es brauchte eine Verjüngungskur. "Der Bundestag ist ein modernes Arbeitsparlament. Da darf der Online-Auftritt nicht hinterher hinken", sagt Maika Jachmann, die seit 2008 das Referat "Online-Dienste und Parlamentsfernsehen" leitet. Sie weiß, dass neben dem Inhalt auch die Verpackung zählt.
Dabei dreht sich in der Online-Welt die Uhr einfach schneller als bei den gedruckten Medien. 1996 ging www.bundestag.de ins Netz, von Zeit zu Zeit gab es Anpassungen, 2004 dann die letzten großen Veränderungen. "Es war wirklich an der Zeit für eine Überarbeitung", sagt Maika Jachmann. "Die Gestaltung war uneinheitlich. Für die Nutzer wurde es zunehmend schwieriger, sich in den komplexen Inhalten zurecht zu finden." Das soll sich nun ändern. Der Auftritt wurde zudem an das neue Erscheinungsbild des Bundestages angepasst.
Auch die Navigation durch die verschiedenen Ebenen wurde erleichtert. "Wir orientieren uns nun an den Zielgruppen statt an den Organisationsstrukturen des Parlaments", sagt Maika Jachmann. Ob Fachpublikum, politisch interessierte Bürger, Pressevertreter oder Touristen - alle finden im Seitenkopf ihren Einstieg und stoßen entsprechend auf Dokumente zur Recherche oder auch Informationen über die Arbeit des Parlaments in Filmen, Texten und Bildern. Eins verbindet alle Seiten: Über ihnen thront der etwas runder gewordene Adler mit dem Schriftzug des Parlaments und der Innenansicht der Reichstagskuppel.
Die Seite soll in erster Linie den Menschen dienen, und nicht der Selbstdarstellung des Parlaments - in dieser Prämisse war man sich einig. Doch bislang war es für die Bürger nicht immer leicht, die gewünschte Information zu finden. "Unter der Oberfläche lagen 80.000 Seiten", sagt Referatsleiterin Jachmann, ganze Datenbanken voller Sitzungsprotokolle, Drucksachen, Informationen über die Arbeit des Parlaments, Abgeordnete und Gesetzgebungsverfahren. Zu viele Dokumente, befanden die Macher und stutzten die Zahl auf 30.000. Zumal eine Umfrage über den Online-Auftritt im Jahr 2007 ergeben hatte, dass die Besucher die Seite weniger als Nachschlagewerk, sondern vielmehr als Informationsquelle für tagesaktuelle Themen nutzen.
Dem kommt die neue Gestaltung entgegen: Zu Zeiten, an denen im Deutschen Bundestag debattiert wird, läuft künftig bereits auf der Startseite ein Livestream aus dem Plenum. Wer wissen möchte, welche Abgeordneten in den kommenden Stunden am Mikrofon stehen werden, kann eine Rednerliste sowie Hintergrundinformationen und Dokumente zur Debatte öffnen. Auch Petitionen werden auf der Startseite platziert und können dort direkt mitgezeichnet werden. Die tägliche Arbeit im Parlament - nur einen Mausklick vom Bürger entfernt.