Jeden Sommer präsentieren die deutschen Entwicklungshilfe-Organisationen ihre Jahresbilanzen. Stolz verkünden sie steigende Umsätze und präsentieren neue Projekte. In anderen Wirtschaftszweigen wäre das ein Zeichen für Erfolg. In der Entwicklungshilfe ist es umgekehrt: Dort müssten bei erfolgreicher Arbeit die Nachfrage und die Umsätze eigentlich schrumpfen. Aber Entwicklungshilfe ist längst zu einem Geschäft wie jedes andere geworden. Geberländer, staatliche und nichtstaatliche Hilfsorganisationen rangeln um Marktanteile und grasen die armen Länder nach Aufträgen ab. Zehntausende attraktive Jobs hängen am Wohlergehen der Branche. In vielen Ländern tun die Helfer alle das Gleiche, ziehen aber nicht an einem Strang. Die Entwicklungsindustrie ist nicht mehr durchschaubar, geschweige denn steuerbar. Das ist einer der Gründe dafür, dass die Hilfe oft nicht wirkt.
Vor diesem Hintergrund immer mehr Geld in das System zu pumpen setzt falsche Anreize und vergrößert das Problem. Verfechter einer höheren Entwicklungshilfe entgegnen, man dürfe ihre Wirkung nicht überschätzen, sie allein könne die Armut nicht beseitigen. Entwicklungshilfe sei in einer Welt ungerechter Handels- und Wirtschaftsstrukturen nur ein Tropfen auf den heißen Stein - und je größer dieser Tropfen sei, desto besser.
Aber das ist ein schwaches Argument. Es bestätigt letztlich den Verdacht, dass von der Hilfe vor allem die profitieren, die sie verteilen, und weniger die, für die sie gedacht ist.