EU-ÖKODESIGNRICHTLINIE
Die EU will Produkte sparsamer und klimafreundlicher machen
Europas Klimaschutz ist in den Wohnzimmern angekommen. Denn rund 60 Prozent der schädlichen Emissionen in der EU kommen nicht aus den Schornsteinen der Industrie, sondern werden von Haushalten, dem Dienstleistungsgewerbe, der Landwirtschaft und dem Verkehr verursacht. Hier bleiben bisher viele Energiesparpotenziale ungenutzt. Das schon 2005 beschlossene EU-Gesetz zum Energiesparen ("Eco-Design-Richtlinie") gibt den Rahmen vor, der nach und nach mit konkreten technischen Vorgaben ausgefüllt werden muss. Das Ziel: Alle Energie verbrauchenden Produkte sollen sparsamer und damit klimafreundlicher werden.
Den ersten großen Schritt hat die EU-Kommission im Januar durchgesetzt: Von 2010 an dürfen in der EU Computer, Stereoanlagen, Fernseher, Satelliten-Receiver und andere Geräte im Stand-by-Betrieb nur noch höchstens ein Watt verbrauchen, von Ende 2013 an nur noch 0,5 Watt. Derzeit werden auf dem europäischen Markt nach wie vor Millionen von technisch veralteten Geräten angeboten, die im Stand-by-Modus still und leise bis zu 30 Watt fressen. Die Experten der EU-Kommission rechnen vor, dass das Verbot der Energie fressenden Stand-by-Schaltungen in Zukunft jährlich so viel Strom einspart, wie ganz Dänemark im Jahr verbraucht.
Die neue Technik ist aber nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel der Verbraucher. Sie können in der EU dadurch fast fünf Milliarden Euro einsparen. Nochmals doppelt so viel an Stromkosten sollen sie sparen, wenn die Mitte Juli in Kraft getretenen vier Öko-Design-Verordungen der EU in der Praxis greifen: Allein mit den nun vorgeschriebenen sparsamen Elektromotoren könnten in Europa bis zu neun Milliarden Euro eingespart werden.
Eine deutliche Senkung des Energieverbrauchs erwartet die EU auch durch die Verordnungen zu Fernsehgeräten, Kühlschränken und Umwälzpumpen von Heizungen. Bis Ende 2009 will die schwedische EU-Präsidentschaft die noch ausstehende EU-Richtlinie zur Effizienz von Gebäuden unter Dach und Fach bringen. "Hier haben wir noch die größten Defizite bei der Energieeffizienz," stellt der Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz (CDU) fest. "Wenn wir die Schwerpunkte auf klassische Wärmedämmung und intelligente Nutzung des Sonnenlichts legen, dann können wir ein riesiges Potenzial ausschöpfen."
Der Autor ist Korrespondent der "Stuttgarter Zeitung" in Brüssel.