NAMIBIA
Die SWAPO wird die Wahlen gewinnen. Unklar ist, wer die Opposition führen wird
Der Sieger der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Namibia steht bereits fest - jedenfalls dann, wenn man die Spitzenkandidaten der seit der Unabhängigkeit 1990 regierenden "South West African People's Organization" (SWAPO) fragt. "SWAPO wird unangefochten regieren bis zum jüngsten Gericht", kündigte Präsident Hifikepunye Lucas Pohamba im Wahlkampf mehrfach an.
Dass Pohamba am 27./28. November wiedergewählt und die SWAPO weiter die Mehrheit der 72 Abgeordneten im Parlament von Windhuk stellen wird (sechs weitere werden vom Präsidenten ernannt), daran haben auch weniger parteiische Kreise keinen Zweifel. Die ehemalige Rebellenbewegung, die vor fast 20 Jahren die Unabhängigkeit des einstigen Deutsch-Südwest-Afrika vom Apartheids-Südafrika erstritt, holte vor fünf Jahren 75 Prozent der rund eine Million Wählerstimmen. Viel weniger, so sagt das "Institute for Public Policy Research" (IPPR) nach einer Umfrage voraus, werden es diesmal auch nicht sein. "Die Oppositionsparteien tun so, als könnten sie die SWAPO ablösen", sagt IPPR-Chef Graham Hopwood. "Aber die wirklich interessante Frage lautet: 'Wer wird den zweiten Platz erringen?'" Die bisherige zweite Kraft, der "Congress of Democrats" (CoD) gilt nach erheblichen innerparteilichen Streitigkeiten als geschwächt. Neuer Hoffnungsträger der Opposition ist die im November 2007 gegründete "Rally for Democracy and Progress" (RDP), der Hopwoods Umfrage ein Ergebnis von neun Prozent vorhersagt. Der RDP-Anführer und Ex-Außenminister Hidipo Hamutenya hat es im Wahlkampf außer den SWAPO-Kandidaten als einziger geschafft, größere Menschenmengen zu seinen Kundgebungen zusammenzuholen. Die RDP ist so erfolgreich, dass vor allem jugendliche SWAPO-Anhänger mehrere ihrer Kundgebungen massiv störten.
Siegessicher bemüht sich die regierende SWAPO im Wahlkampf darum, die Wogen zu glätten. Bei einer Großversammlung in Windhuk versuchte Gründungspräsident Sam Nujoma (80), um eine neue Wählerschicht zu werben: die weißen Namibier. "Ich bin dankbar, dass sich in der jüngsten Vergangenheit so viele weiße Namibier der SWAPO angeschlossen haben", erklärte Nujoma unter Beifall. Doch die Schlagzeilen, die Nujoma früher im Wahlkampf machte, sind für Namibias weiße Bevölkerung - mit Abstammungen aus Südafrika, England oder Deutschland - lange nicht vergessen. Bei einer Kundgebung hatte Nujoma erklärt, man müsse allen Engländern "mit Hämmern den Schädel einschlagen". Im Mai forderte er, Deutsche müssten "mit einem Schuss zwischen die Augen hingerichtet" werden. Nicht nur weil Deutschland eines der wichtigsten Geberländer für Namibia ist, war die SWAPO-Führung entsetzt. Ihr erklärtes Ziel ist ein Regenbogenstaat. Keinesfalls will sie sich vorwerfen lassen, einer neuen Apartheid das Wort zu reden.