Die 19. Fußball-WM der Geschichte findet Mitte 2010 erstmals auf dem afrikanischen Kontinent statt. In der südafrikanischen Politik wird die WM als "afrikanische Weltmeisterschaft" bezeichnet. Afrika, nicht nur Südafrika, soll im besten Licht dargestellt werden, um internationale Investoren anzuziehen und dem verbreiteten Afro-Pessimismus entgegenzuwirken.
Südafrika steht allerdings vor großen Herausforderungen. Ist der Kapstaat zum Erfolg überhaupt fähig? International wurde viel darüber spekuliert, ob die Vorbereitungen rechtzeitig abgeschlossen werden, welche Auswirkungen die Kriminalität im Land hat und ob politische Instabilität das Turnier gefährden könnte.
Daneben setzt die Regierung enorme Hoffnungen auf die makroökonomischen Auswirkungen der Spiele - freilich ohne große Garantien dafür zu haben, dass ihre Investitionen den erwünschten Rücklauf bringen. Nach Schätzungen wird die WM knapp 5,2 Milliarden Euro an Einnahmen ins Land spülen. 2007 beschloss die Regierung, mehr als 38 Milliarden Euro in die Ausrichtung der WM zu investieren. Zum Vergleich: Das entspricht rund einem Zehntel von Südafrikas Bruttonationaleinkommen und ist deutlich mehr, als Deutschland 2006 als WM-Gastgeber mit rund sechs Milliarden Euro ausgegeben hat. Die Olympischen Spiele 2008 in Peking kosteten 28 Milliarden Euro - und waren die teuersten Spiele überhaupt.
Die Idee einer "afrikanischen WM" hat unbestritten Symbolkraft. Sie kann helfen, eine immer noch durch rassische Kriterien gespaltene Nation zeitweilig zu vereinen. Fraglich ist allerdings, ob dieser symbolische Nutzen die hohen Ausgaben in einer Gesellschaft rechtfertigt, in der soziale Ungleichheit derart verbreitet ist wie in Südafrika.