ROHSTOFFE
Der Unmut über das Engagement Chinas in der Region wächst
Kaum ein Auslandsengagement ist so umstritten wie die Aktivitäten Chinas in Afrika. Zur Sicherung seiner Rohstoffversorgung investiert Peking seit etwa fünf Jahren gewaltige Summen auf dem Kontinent - auch im Süden - und geht dabei nicht zimperlich vor. Allein in Angola, Chinas wichtigstem Partner in Afrika, liegt das Investitionsvolumen inzwischen bei fast zehn Milliarden US-Dollar - sehr zum Leidwesen von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank, die sich wegen der blühenden Korruption weitgehend aus der Finanzierung von Wirtschaftsprojekten in Angola zurückgezogen haben.
Sie pochen mit Nachdruck auf mehr Transparenz bei der Offenlegung der Öleinnahmen. Doch während der Westen striktere Auflagen verhängt, springt China mit Krediten ein, die es fast immer ohne jede Vorbedingung gewährt.
Dennoch gilt es bei all den Ängsten des Westens über das immer stärkere Engagement Chinas, Perspektive zu wahren: "China ist eine Bedrohung, aber eine weniger große als viele glauben", sagt Simon Freemantle von "Frontier Advisory", einer Forschungs- und Strategiegruppe, die Konzerne beim Engagement in Schwellenmärkten berät. "Von einer Dominanz kann auch deshalb keine Rede sein, weil bestenfalls fünf Prozent aller größeren Ölfelder in Afrika gegenwärtig von chinesischen Unternehmen ausgebeutet werden."
Derzeit gibt es ohnehin kaum eine Möglichkeit, der chinesischen Monopolisierung von Rohstoffquellen entgegenzuwirken: "Es wird kein direktes Gegensteuern geben, sondern einen harten Wettbewerb um die strategischen Metalle", glaubt Christoph Eibl, Geschäftsführer von "Tiberius Asset Management".
Nach dem anfänglichen Enthusiasmus regt sich vielerorts in Afrika bereits Unmut über die immer festere Umarmung aus Fernost. Vor allem in Sambia, wo China am Kupfer interessiert ist, ist dies längst geschehen. Hier konnte die Opposition bei den letzten Wahlen mit dem Thema kräftig punkten. "Die Chinesen", so der knapp unterlegene Oppositionschef Michael Sata, "wollen Afrika neu kolonisieren." Hatten die Sambier den westlichen Kapitalismus lange als pure Ausbeutung betrachtet, sehen sie ihn angesichts der Zerstörung der eigenen Textilbranche durch Chinas Billigimporte inzwischen in einem ganz anderen Licht.
Auf kurze Sicht, weiß auch Sata, habe die chinesische Großoffensive Afrika größere Geldzuflüsse beschert. Allerdings werde der afrikanische Kontinent auf Dauer einen hohen Preis dafür bezahlen, weil der Versuch, mehr Demokratie und gute Regierungsführung zu praktizieren, nun von den Chinesen unterhöhlt werde.