Bis vor kurzem hat die südafrikanische Regierung den Konsum von Knoblauch und roter Beete gegen Aids propagiert. Zeigt sich ein Umdenken?
Die Politik der Verleugnung unter dem ehemaligen Präsidenten Thabo Mbeki hat Millionen Menschen das Leben gekostet. Der neue Gesundheitsminister ist noch zu kurz im Amt, um eine langfristige Prognose treffen zu können. Sicher ist, dass Präsident Jacob Zuma nach seinen früheren Aussagen, wonach eine HIV-Infektion mit Duschen verhindert werden könne, einiges gut zu machen hat. Das Erfreuliche ist, dass er sich dessen bewusst zu sein scheint.
Was muss angesichts der Rekord-Infektionszahlen in Südafrika passieren?
Derzeit bekommen nur knapp 30 Prozent der Erwachsenen und 20 Prozent der Kinder die einzig wirksamen anti-retroviralen Medikamente. Die anderen sterben, weil sie die Mittel nicht bezahlen können. Die Regierung hat ausreichende internationale finanzielle Unterstützung, um auch auf dem Land die nötige Infrastruktur zur Medikamentenausgabe zu schaffen. Was fehlt, war bisher der politische Wille.
Wie sieht es mit der Aufklärung aus?
Die Fakten sind bekannt, aber viel schwerer ist eine Verhaltensänderung.Wir brauchen mehr männliche Vorbilder, die traditionelle Vorrechte von Männern zugunsten von mehr Achtung gegenüber Frauen aufgeben. Viele Männer sehen Aids zuerst als Problem der Frauen. Hier müssten sich mehr prominente Politiker, Sportler und Künstler öffentlich zu einer HIV-Infektion bekennen.
Gibt es für HIV-positive Kinder eine Chance auf ein relativ normales Leben?
Wenn nichts geschieht, wird als Folge von HIV/Aids rund die Hälfte aller heute 15 Jahre alten Jugendlichen nicht eines natürlichen Todes im Alter sterben. Neben der Ausgabe von Medikamenten müssen die Rechte von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden. Waisen dürfen nicht auf die Straße gesetzt werden, weil sie nicht Eigentümer der elterlichen Hütte sein dürfen. Wir haben Zehntausende von Kindern geführte Haushalte, in denen sich Zwölfjährige in unglaublich verantwortlicher Weise um ihre Geschwister kümmern. Sie müssen zumindest eine finanzielle Basis-Unterstützung bekommen.
Hokisa ist eine von unzähligen Organisationen, die sich gegen Aids engagieren. Mindern diese nicht den Druck auf die Regierung, selbst etwas zu unternehmen?
Bei 2.000 Neuinfektionen und 1.000 Aids-Toten am Tag kann gar nicht genug getan werden. Die Organisationen werden noch lange die Aufgabe haben, Fehler und Versäumnisse der Regierung nicht nur anzuklagen, sondern zu zeigen, wie die Epidemie wirksam und selbst mit bescheidenen Mitteln bekämpft werden kann.
Die Fragen stellte
Claudia Bröll.