MOSAMBIK
Pachtland für Einwanderer aus Simbabwe
Bei Nacht und Nebel verließen Paul und Christine Fourie im Mai 2007 ihre Farm in der Provinz Chiredzi im Südosten Simbabwes. Lediglich das Ziel ihrer Flucht stand fest - die Stadt Chimoio im nur 95 Kilometer entfernten Mosambik. Alles, was sich das Paar in 50 Jahren aufgebaut hatte, musste zurückgelassen werden: Drei Zuckerrohrplantagen, 2.800 Rinder sowie die einst geliebte Heimat. "Unser Besitz wurde im Zuge der Landreformen von Präsident Robert Mugabe zwangsenteignet", berichtet der 63-jährige Paul Fourie. "Die Politiker hetzten gegen uns, die Farm wurde besetzt und die Polizei verweigerte jede Hilfe." Das Ehepaar musste, wie tausende andere weiße simbabwische Farmer, aufgeben.
In Chimoio, der fünftgrößten Stadt Mosambiks, fanden die Fouries jedoch eine neue Heimat. Denn während die simbabwische Regierung sie vertrieb, warb die mosambikanische mit Pachtland und Steuervergünstigungen um ihre Gunst. "Uns sind die Farmer sehr willkommen", sagt José de Graça, Minister für ländliche Entwicklung. "Wir hoffen, dass sie unser Land erschließen und die lokalen Gemeinden durch neue Beschäftigungsmöglichkeiten, Straßen und Brücken bereichern."
Denn noch immer gehört Mosambik zu den ärmsten Ländern der Welt, auf dem Index für menschliche Entwicklung liegt es gerade einmal auf Platz 154. Nach Jahrzehnten der Planwirtschaft und des Bürgerkriegs ist vor allem der Norden noch wenig entwickelt, die Infrastruktur ist schlecht, nur etwa fünf Prozent des nutzbaren Landes werden kultiviert. Mosambik braucht also vor allem erfahrene Unternehmer.
Paul Fourie ist es in nur zwei Jahren gelungen, eine Schlachterei zu eröffnen, Sohn Johan baut Sojabohnen an und züchtet Schweine. Insgesamt beschäftigt die Familie 27 Mitarbeiter, zur Ernte sind es sogar noch mehr. So einfach wie die mosambikanische Regierung den Neuanfang darstellt, war es jedoch nicht. "Korruption ist noch immer weit verbreitet, zudem sprechen wir kein Portugiesisch und mussten erst einmal gegen die überbordende Bürokratie ankommen", sagt Fourie. Damit sich die simbabwische Geschichte der Enteignung weißer Farmer zugunsten der schwarzen Bevölkerungsmehrheit nicht wiederholt, achtet die mosambikanische Regierung streng auf die Verteilung des Landes und der Gewinne.
Die Fouries sind zufrieden. "Wir haben zwar heute deutlich weniger, doch wenigstens wissen wir, dass es uns auch nächstes Jahr noch gehört", sagt Christine. Zurück nach Simbabwe möchten sie auf keinen Fall. Jérôme Cholet
Der Autor arbeitet als freier Journalist in Hamburg. Seine Schwerpunkte sind Afrika und die Entwicklungspolitik.