Das Reichstagsgebäude macht es kurz. Ein paar Schritte nur
sind nötig, die große Freitreppe hinauf, dann durch die
mächtigen Säulen des Portals - und schon ist von der
hohen Empfangshalle aus das Herzstück des Deutschen
Bundestages zu sehen: der Plenarsaal. Mehr noch als in allen
vorhergehenden Gebäuden beherrscht der Plenarsaal den so
gründlich umgestalteten Bau, nicht zuletzt durch seine bis zum
Fuß der Glaskuppel hinaufreichende Höhe. Fast alle
Stockwerke sind um ihn herum gruppiert; aus vielen Blickwinkeln
kann er eingesehen werden. Die ganze erste Etage des Reichstages,
die so genannte Plenarsaalebene, ist den Abgeordneten, ihren
Mitarbeitern und dem Parlamentspersonal vorbehalten. Wie alle
anderen Stockwerke ist auch sie zur besseren Orientierung, mit
einer bestimmten Farbe gekennzeichnet: Blau an allen Türen und
anderen markanten Punkten.
Ist das große Westportal hauptsächlich für die
Besucher des Bundestages bestimmt, so dient das Ostportal an der
gegenüberliegenden Seite des Reichstagsgebäudes vor allem
den Abgeordneten. Sie erreichen von dort aus die über dem
Erdgeschoss liegende Plenarsaalebene. Wie ein Kranz umgeben sie
Räume und Einrichtungen, die für die Arbeit zumal an
Debattentagen nötig oder nützlich sind: Wandelhallen
für die wichtigen Gespräche am Rande, eine
Präsenzbibliothek zum Nachschlagen von Daten und Fakten
während der Debatten, Ruhe- und Aufenthaltsräume, auch
für die Mitglieder der Regierung, ein Lobby- und Clubraum, ein
größeres Restaurant sowie eine Cafeteria und ein kleines
Bistro. Ebenso gibt es einen Andachtsraum, in dem sich Abgeordnete
zur christlichen Morgenfeier versammeln können. Vor allem aber
bietet die Kuppel jene einzigartige Attraktion, die alle anzieht:
Sie ist begehbar. zwei gegenläufige Rampen winden sich in
sanften Spiralen zu einer Aussichtsplattform hinauf, von der aus
sich das schönste Panorameüber Berlin zeigt.
Mit der Farbe Grün gekennzeichnet ist die Etage über
der Plenarsaalebene. Sie ist Besuchern und journalisten
vorbehalten, die von hier aus auf die Besuchertribüne des
Plenarsaals gelangen. Über den Abgeordnetensitzen sind sie so
weit in den Plenarsaal hineingezogen, dass alles wie zum Anfassen
nah erscheint. Auf der Besucherebene sind zudem variable
Vortragssäle sowie Arbeitsräume für die Presse
untergebracht. Über dem Besuchergeschoss liegt, Kennfarbe
Burgunderrot, die Präsidialebene. Der Repräsentation
dienen ein großer und ein kleiner Empfangssaal. Der andere
Teil der Etage besteht - neben den Arbeitsräumen des
Präsidenten - aus einem Sitzungssaal des Ältestenrats,
aus Besprechungszimmern und Büros der engsten Mitarbeiter des
Präsidenten und der Verwaltungsspitze des
Parlaments.
Damit ist die Kapazität des Reichstagsgebäudes fast ausgeschöpft. Auch die Abgeordneten und weitere Gremien im Plenargebäude unterzubringen, wäre unmöglich. Wohl aber haben dort die Fraktionen ihren festen Platz, auf der vierten Ebene mit der Kennfarbe Grau. Ihre Versammlungssäle, Vorstandszimmer und Vorräume gruppieren sich um eine ausgedehnte Presselobby, die auch für große Empfänge genutzt werden kann. Teil der Fraktionsebene sind auch Räume in den vier Ecktürmen des Reichstages, die eine besondere Atmosphäre schaffen.
Der neue Sitz des Bundestages ist ein klar gegliedertes
Arbeitsgehäuse. Von unten bis oben, vom Erdgeschoss mit seinen
Funktionsräumen, technischen Einrichtungen und Diensten
über die drei Ebenen ist alles zweckmäßig
aufgeteilt, mit möglichst kurzen und direkten Wegen - und
immer auf das Zentrum ausgerichtet: auf den Plenarsaal in der Mitte
des Gebäudes.
Über dem Fraktionsbereich liegt die Dachterrasse samt einem Restaurant für die Besucher - und jene Glaskuppel, die sofort zum Wahrzeichen des Bundestages geworden ist. Tags glänzt sie, nachts leuchtet sie über der Stadt. In ihrer technischen Funktion bringt die Kuppel, ermöglicht wird dies durch ein trichterförmiges Lichtumlenkelement mit 360 Spiegeln, zusätzliches Tageslicht in den Plenarsaal. Umgekehrt transportiert der bis ins Plenum reichende Trichter die Abluft des Saales nach oben ins Freie.