Zu den Autoren, die die wenig bekannte Entwicklung im Nachkriegs-Serbien darlegen, gehört der Historiker Aleksa Djilas, Sohn des Dissidenten Milovan Djilas. Ihn interessiert, warum viele serbische Intellektuelle so hartnäckig an ihrem Nationalismus festhielten. Selbst für liberale Serben war der Zerfall der Föderation ein Trauma. Der Westen habe übers Ziel hinausgeschossen, indem er sich nicht nur gegen Slobodan Milosevic, "sondern auch gegen legitime nationale Interessen der Serben" wandte, so Djilas. Der Westen habe Serbien dämonisiert.
Auch wenn der Autor sich selbst als Anhänger des europäischen Liberalismus bezeichnet, kritisiert er die westlichen Demokratien scharf, weil sie das Blutvergießen in Jugoslawien nicht verhindert hätten. Dadurch, dass die Nato im Kosovo gegen den "brutalen serbischen Nationalismus" vorgegangen sei, habe sie den Sieg des albanischen Nationalismus erst ermöglicht. Djilas ist davon überzeugt, dass die Serben ohne das Kosovo und seine Klöster "nicht nur geistig verarmen" werden. Es werde jetzt auch sehr viel schwieriger, "sie für die moderne Demokratie zu gewinnen".
Serbien nach den Kriegen.
Edition Suhrkamp, Frankfurt/M. 2008; 355 S., 13 ¤