Rund 156 Millionen Euro kostet die Verlängerung des Bundeswehr-Einsatzes in Kosovo für ein weiteres Jahr. Das ist viel Geld in Zeiten knapper Kassen. Doch die Nato-geführte Friedenstruppe KFOR bei der Deutschland mehr als 2.000 der gut 15.000 Soldaten stellt, ist auch zehn Jahre nach dem Kosovo-Krieg unverzichtbar. Seit der Unabhängigkeitserklärung vom Februar 2008 ist es in der einstigen südserbischen Provinz zwar weitgehend ruhig geblieben. Doch nach wie vor haben einige Hitzköpfe ein Interesse an einer Destabilisierung und schrecken auch vor Gewalt nicht zurück. Die sichtbare Präsenz der KFOR setzt ihnen jedoch klare Grenzen.
Angesichts der verbesserten Situation ist es legitim, über eine Reduzierung der KFOR-Truppenstärke nachzudenken. Ein kompletter Rückzug aber, wie es einige europäische Länder für ihre Kontingente angekündigt haben, ist kurzsichtig und unfair. Verantwortung darf nicht zu einer Tugend werden, derer wir uns nur in Zeiten wirtschaftlichen Wohlstandes rühmen. Gerade in der Krise zeigt sich, ob wir es wirklich ernst meinen. Und noch etwas gilt es zu beachten: Käme es in Kosovo erneut zu einer Gewalteskalation, würde dies nicht nur zu unzähligen menschlichen Tragödien führen, sondern auch zu immensen Kosten für den deutschen Steuerzahler. Denn die Folgen von Gewalt sind stets teurer als deren Verhinderung. Solange die Sicherheitskräfte des jungen Staates Kosovo dazu nicht in der Lage sind, muss die internationale Gemeinschaft hier Verantwortung übernehmen.