Die Konfliktherde im Nahen Osten auf knapp 180 Taschenbuchseiten noch verständlich zu schildern, ist ein gewagtes Unterfangen. Marcel Pott ist es geglückt. Der ehemalige Nahost-Korrespondent, von 1983 bis 1992 leitete er das ARD-Hörfunkstudio in Beirut und Amman, führt die Leser seines neuen Buchs "Der Westen in der islamischen Falle" durch das Dickicht der unterschiedlichen politischen, ökonomischen und religiösen Interessen der wichtigsten Akteure in der Region.
Marcel Pott analysiert mit wohltuender Neutralität. Damit beweist er jenen Realismus, den er den politischen Führern in der Region, in den USA und Europa empfiehlt, wenn sie die zahlreichen und verfahrenen Konflikte doch noch lösen wollen. Ausdrücklich lobt Pott den neuen US-Präsidenten Barack Obama, dem er eine lösungsorientierte, pragmatische Haltung attestiert und der die "bellezististische Konfrontationspolitik der Bush-Ära" beenden könnte. Kenner der Region werden bei Pott sicherlich nichts Neues erfahren, aber er bietet eine gelungene Einstiegslektüre und einen Überblick über die aktuelle Lage in Nahost.
Der Westen in der islamischen Falle. Von Jerusalem bis Teheran: Der neue Nahe Osten.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009; 176 S., 8,95 ¤