60 Jahre Bundesrepublik sind ein guter Grund zu feiern, aber auch ein guter Anlass kritisch zurückzublicken. So wie Jürgen Bevers, der an einen der umstrittensten und einflussreichsten Politiker der Nachkriegszeit erinnert: Hans Maria Globke. Das Bild vom ehemaligen NS-Juristen und späteren Staatssekretär im Bundeskanzleramt ist längst verblasst, doch nach der Lektüre gewinnt Adenauers Adlatus wieder Konturen. Der juristisch geschulte Autor breitet das belastende Beweismaterial gegen ihn so akribisch aus, dass an der moralischen Schuld des ewig pflichtbewussten Beamten kaum gezweifelt werden kann.
Neue Fakten zu Globke als Kommentator der "Nürnberger Rassengesetze", als Mitwisser des Holocaust oder als Informant katholischer Widerstandskreise liefert Bevers jedoch nicht. Auch seine Rolle bei der Vergabe politischer Ämter, dem Aufbau des BND oder der Parteienfinanzierung ist zumindest Historikern hinlänglich bekannt. Weitaus brisanter als seine Karriere im Dritten Reich und der Bundesrepublik ist Globkes verklärende Sicht auf die eigene Vergangenheit und sein unkritisches Selbstverständnis als treuer Staatsdiener.
Der Mann hinter Adenauer. Hans Globkes Aufstieg vom NS-Juristen zur Grauen Eminenz der Bonner Republik.
Ch. Links Verlag, Berlin 2009; 242 S., 19,90 ¤