Hans-Werner Sinn, Chef des Münchener Ifo-Instituts, versteht sich als "Ordoliberaler". Wenn er jetzt davon spricht, dass die westliche Welt vor dem Ende des privatwirtschaftlichen Banksystems steht, lässt dies aufhorchen. Zwar werde es keine weiteren Bankzusammenbrüche mehr geben, denn die Rettungspakete seien überall groß genug. Doch stünden die USA und mit ihnen auch andere Länder vor einer großflächigen Verstaatlichung ihrer Banksysteme.
Für Deutschland macht Sinn eine ernüchternde Rechnung auf: Fast alle Banken seien unterfinanziert. Das gelte neben der Hypo-Real Estate besonders für die Landesbanken aber auch für Commerz- und Postbank. Statt aber die Eigenkapitaldecke durch staatliche Hilfen aufzustocken, zögen es die Banken vor, ihre Bilanzen durch eine Reduzierung ihrer Kredite wieder in Ordnung zu bringen. So sparten sie sich so auf Kosten der übrigen Wirtschaft gesund. Sein drastisches Fazit: Der Staat müsse die Banken zu ihrem Glück zwingen und Miteigentümer werden. Wer hätte solche Forderungen aus dem Mund eines "Ordoliberalen" für möglich gehalten?
Kasino-Kapitalismus. Wie es zur Finanzkrise kam und was jetzt zu tun ist.
Econ-Verlag 2009, Berlin 2009; 340 S., 22,90 ¤