Die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer haben in L'Aquila beschlossen, die Erderwärmung um nicht mehr als zwei Grad ansteigen zu lassen. Das hat radikale Konsequenzen: Gewaltige nicht-fossile Energiealternativen müssen im Norden wie im Süden geschaffen werden. Die Solarpartnerschaft mit Afrika, die ein großes Industrie-Konsortium eben auf den Weg gebracht hat, scheint da genau zur rechten Zeit zu kommen. Der Klimawandel macht es notwendig, "groß" zu denken. Es wäre jedoch falsch, wenn der Norden nur seine Energieverschwendung fortsetzen und im Süden nur eine schmale Schicht profitieren würde. Ohne Mitwirkung auf Augenhöhe steht Großtechnik in der Tradition kolonialer Megaprojekte. Dann trägt sie kaum dazu bei, das Nord-Süd-Gefälle und die Abhängigkeit der Dritten Welt von einer schmalen Schicht von Potentaten zu verringern, die an der Nabelschnur westlicher Staaten, Konzerne und Hilfsorganisationen hängen. Insofern setzt das Gelingen einer Energiepartnerschaft mehr Demokratie voraus. Echte Partnerschaft muss vor allem die Eindämmung des gefährlichen Klimawandels in Afrika in den Blick nehmen, das wenig zur Erderwärmung beigetragen hat, davon aber besonders schwer betroffen sein wird. Auch das spricht gegen Megaprojekte, die Zentralisierung mit sich bringen und sicherheitsanfällig sind. Eine klimaverträgliche Welt nutzt das lokale Wissen. Deshalb gehört in die globale Energieplanung die Expertise des Südens - und der kritische Blick der Kulturwissenschaften.