BESITZVERTEILUNG
Zwischen Ost und West und zwischen Frauen und Männern klaffen in Deutschland große Unterschiede
Die Deutschen verfügten im Jahr 2007 über ein Nettovermögen von 6,6 Billionen Euro. Das geht aus einem Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Wenn diese Summe gleichmäßig verteilt wäre, blieben für jeden Bundesbürger 88.000 Euro an Immobilien, Geldvermögen, Versicherungen und Sachwerten.
Doch es besitzt bei Weitem nicht jeder gleich viel. Tatsächlich lag der sogenannte Median, der die reichere Hälfte der Bevölkerung von der ärmeren Hälfte trennt, nur bei 15.300 Euro. Das heißt: Würde man alle Bürger in einer kilometerlangen Reihe aufstellen, mit dem reichsten Deutschen an einem und dem ärmsten am anderen Ende der Schlange, besäße die Person exakt in der Mitte 15.300 Euro. Die Differenz zum durchschnittlichen Besitz von 88.000 Euro zeigt, dass in Deutschland der Reichtum ungleich verteilt ist: Das reichste Zehntel der Deutschen verfügt über 61 Prozent des Gesamtvermögens; das reichste Hundertstel gar über 23 Prozent. Dem gegenüber haben 27 Prozent kein Vermögen oder sind verschuldet. Die Konzentration des Vermögens in den Händen des reichsten Zehntels geht hauptsächlich auf Kosten der mittleren Vermögensschichten: Deren Anteil am gesamten Nettovermögen ist seit 2002 stetig gesunken.
Das Auseinanderklaffen der Vermögensverhältnisse findet auch einen geografischen Ausdruck: In den alten Bundesländern wuchs das Nettovermögen im Zeitraum von 2002 bis 2007 um elf Prozent, während es in den neuen Bundesländern um zehn Prozent schrumpfte. Nach Ansicht der DIW-Forscher liegt das vor allem daran, dass der Wert vieler Immobilien in Ostdeutschland in den letzten Jahren abgenommen hat.
Selbst genutzte Immobilien sind laut Studie nämlich "die wichtigste Anlageform in Deutschland". In Ostdeutschland wohnen etwa drei von zehn Erwachsenen in einer Wohnung oder einem Haus, die ihnen selber gehört. In Westdeutschland sind es sogar fast vier von zehn.
Das Vermögen eines Westdeutschen beträgt insgesamt durchschnittlich 101.000 Euro und somit mehr als das Dreifache des durchschnittlichen Nettovermögens von 31.000 Euro in Ostdeutschland. Zwar beläuft sich die durchschnittliche Verschuldung in den alten Bundesländern auf höhere Summen als in Ostdeutschland, bleibt jedoch gemessen am Nettovermögen unter dem Niveau der neuen Länder: In Westdeutschland muss in Erwachsener im Durchschnitt etwa 61.000 Euro an Krediten abstottern, das sind etwa 60 Prozent des durchschnittlichen Nettovermögens. In Ostdeutschland steht ein Erwachsener zwar im Schnitt mit nur etwa 32.000 Euro in der Kreide, diese Summe übersteigt aber das durchschnittliche Vermögen von 31.000 Euro. Allerdings sind auch die Schulden, ähnlich wie das Vermögen, nicht gleichmäßig verteilt: Nur etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung hat überhaupt Schulden.
Die Schere ist aber nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Frauen und Männern weit geöffnet: Männer verfügen über das Zweifache des mittleren Vermögens von Frauen.
Ungleichheit bei der Verteilung von Vermögen und Einkommen lässt sich durch den Gini-Koeffizienten ausdrücken. Dieser kann sich zwischen null und eins bewegen. Je mehr sich der Koeffizient der eins annähert, desto größer ist der Unterschied zwischen den Ärmsten und den Reichsten. Während in einer OECD-Studie 2002 für Deutschland noch ein Koeffizient von 0,777 errechnet wurde, war dieser 2007 schon auf 0,799 gestiegen - zum Vergleich: Für die USA lag der Wert 2001 bei 0,84. Im Jahr 1995 hatte der Gini-Koeffizient für die Bundesrepublik noch bei 0,300 gelegen. Die Bundesrepublik konnte sich damit vor 14 Jahren zu einer der eher egalitären Gesellschaften zählen, während sie inzwischen im internationalen Vergleich ein Platz im Mittelfeld belegt.