Für den amerikanischen TV-Agenten Jack Bauer stellt sich die Frage nach der Zulässigkeit von Folter nicht. In der Fernsehserie "24" werden Tatverdächtige seit Jahren mit brachialer Gewalt zum Geständnis gezwungen - stets natürlich im Sinne der gerechten Sache. Man mag solche Gewaltorgien im Fernsehen verteufeln, Fakt ist jedoch, dass die erfolgreiche Serie die realen Verhältnisse im Anti-Terror-Kampf der USA spiegelt. "Wir haben die Handschuhe ausgezogen", hieß es beim amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA nach den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001.
Der Historiker und Publizist Alexander Bahar weist nach, wie weit die völkerrechtliche Ächtung der Folter im Verlauf des Afghanistan- und des Irak-Kriegs aufgeweicht wurde. Guantánamo und Abu Ghraib sind zu Synomymen für diese Entwicklung geworden. Die Aufweichung des Folterverbots lässt sich inzwischen jedoch auch in vielen anderen Ländern der westlichen Welt beobachten, die sich sonst so gerne als Verfechter der Menschenrechte aufspielen. Auch in Deutschland wird inzwischen - ausgelöst durch den Fall des entführten Bankierssohns Jakob von Metzlars - offen über eine "Rettungsfolter" diskutiert.
Folter im 21. Jahrundert. Auf dem Weg in ein neues Mittelalter?
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009; 299 S., 16,90 ¤