Die Büste der altägyptischen Pharaonengattin Nofretete wird Berlin nicht verlassen - auch nicht leihweise. Diese Entscheidung bekräftigte Kulturstaatsminister Bernd Neumann am 25. April vor dem Bundestagsausschuss für Kultur und Medien. Neumann erteilte damit Forderungen nach einer zeitweiligen Ausleihe der weltbekannten Büste eine Absage, die der Generalsekretär der Ägyptischen Antikenbehörde, Zahi Hawass, und der deutsche Verein "CulturCooperation" mit der Kampagne "Nofretete geht auf Reisen" erhoben hatte.
Im Vordergrund seiner Entscheidung, so betonte Neumann, stünden konservatorische Gründe. Entgegen früherer Annahmen bestehe die circa 2.300 Jahre alte Büste nicht durchgehend aus Kalkstein, sondern lediglich aus einem Kalksteinkern, auf den Gipsauflagen vor allem im Bereich des Gesichts und der Schultern aufmodelliert worden seien. Röntgenschnittaufnahmen der Büste hätten ergeben, dass an einigen Stellen der Gips nicht optimal anbinde. Diese Stellen seien sehr fragil und Vibrationen oder Erschütterungen müssten unbedingt vermieden werden. Dies mache einen längeren Transport zu gefährlich.
Nach den Worten des Kulturstaatsministers steht Nofretete aus diesem Grund nur noch eine Reise bevor: "nämlich die 200 Meter zwischen ihrem jetzigen Standort im Alten Museum in das bis Oktober 2009 hoffentlich fertiggestellte Neue Museum".
Die Parlamentarier des Kulturauschusses gaben in ihrer Sitzung zwar noch kein abschließendes Votum ab, signalisierten Neumann aber deutlich, dass sie ihn in seiner Entscheidung unterstützen. "Die Nofretete gehört unbestritten zum Erbe der gesamten Menscheit", erklärte der Vorsitzende des Ausschusses, Hans-Joachim Otto. Dem Schutz der "schönsten Frau der Weltgeschichte" sei jedoch unter konservatorischen Gründen Priorität einzuräumen.
Entschieden trat Neumann Darstellungen entgegen, nach denen die Büste unrechtmäßig in deutschen Besitz gelangt sei. Von offizieller Seite sei dies auch nie behauptet worden und die ägyptische Regierung habe auch keinen formalen Antrag auf Rückgabe gestellt. Der Berliner Archäologe Ludwig Borchardt, der die Büste 1912 in der altägyptischen Residenzstadt Tell-el-Amarna des Pharaos Echnaton, Nofretetes Ehemann, ausgegraben hatte, habe über eine entsprechende Grabungslizenz verfügt. Gemäß der damals üblichen Abkommen seien die Funde zwischen deutscher und ägyptischer Seite jeweils zur Hälfte aufgeteilt worde. Die Ägypter hätten sich damals statt der Büste für einen Klappaltar entschieden. Die Behauptung von Zahi Hawass, so Neumann, die Nofretete sei mit Lehm verschmiert worden, um ihre Schönheit zu verbergen, treffe nicht zu.