MOSCHEEBAU IN KÖLN Andere Parteien werfen der CDU "gefährlichen Schlingerkurs" vor
In Köln sorgt ein Streit um den Bau einer Moschee zunehmend für Aufregung. In der Domstadt am Rhein leben rund 120.000 Muslime. Für sie gibt es zwar Gebetsräume, aber keine einzige Moschee. Vor fünf Jahren beschloss die Türkisch-Islamische Union (Ditib), diesem Manko abzuhelfen und eine repräsentative Moschee zu errichten. Das war umso verständlicher, als die Ditib eine der größten islamischen Vereinigungen in Deutschland ist. Ihr sind 870 Vereine angeschlossen. Sie hat ihren Sitz in Köln-Ehrenfeld, wo auch der neue Bau entstehen soll.
Das Unterfangen fand bei einer breiten Mehrheit im Kölner Rat eine positive Resonanz. CDU, Sozialdemokraten, Liberale, Grüne und Linke unterstützten den Plan. Nur die rechtspopulistische Vereinigung "Pro Köln", die bei den Kommunalwahlen vor drei Jahren mit fünf Mandatsträgern in den Stadtrat rutschte, ist strikt dagegen und schürt den Widerstand gegen das Bauvorhaben.
In gutem Einvernehmen mit der Kommunalverwaltung wurde mit der Planung begonnen. Hätte die Ditib nur einen Neubau in bisheriger Größe errichten wollen, wäre das rechtlich kein Problem. Weil jetzt aber ein repräsentativer offener Bau mit transparenter Kuppel und zwei Minaretten entstehen soll, muss der Bebauungsplan geändert werden und der Rat der Stadt darüber abstimmen. Das Projekt, das sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag belaufen wird, umfasst außerdem ein Jugend- und Frauenzentrum, Sporteinrichtungen, Unterrichtsräume, die Deutschlandzentrale der Ditib sowie eine Tiefgarage mit 137 Stellplätzen. Die Leiterin des Kölner Stadtplanungsamtes, Anne Luise Müller, sieht eine realistische Chance für einen Baubeginn im kommenden Jahr. Die Moschee soll vor den Kommunalwahlen im Herbst 2009 fertig sein.
Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist fraglich. Denn seit sich der in Köln lebende jüdische Schriftsteller und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano im Mai 2007 entschieden gegen den Bau der Großmoschee ausgesprochen und gleich noch die gesamte Integration der Muslime für gescheitert erklärt hat und zudem eine turbulente Bürgeranhörung für Aufsehen sorgte, formiert sich vor allem an der CDU-Basis Widerstand gegen das Bauvorhaben. Es sind nicht recht greifbare, zum Teil widersprüchliche, vor allem gefühlsmäßige Äußerungen, die sich langsam den Weg in die Öffentlichkeit bahnen. Man müsse die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen, sagt die Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete Ursula Heinen.
SPD, Grüne, FDP und Linke im Rat werfen der CDU einen "gefährlichen Schlingerkurs" vor. Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) versichert: "Es bleibt beim grundsätzlichen ,Ja' zur Moschee." Allerdings erwarte er von der Ditib Offenheit und Transparenz. Die hat inzwischen mit der angemahnten Öffentlichkeitsarbeit begonnen und verteilt einen Flyer, in dem die Nachbarn über den geplanten Moscheebau informiert werden.