Die Kritik am deutschen Bildungssystem reißt nicht ab: Ob "Pisa-Studie" oder "Bildung auf einen Blick", der Tenor ist immer der gleiche: Nahezu alle Bildungssysteme schreiten voran - nur Deutschland fällt immer weiter zurück. Aber wer sind eigentlich die, die da kritisieren? Zumeist, das wird bei allem Einstimmen in das Lamento oft vergessen: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) - ein Club mit zweifelsfrei ökonomischer Ausrichtung. Aber ist Bildung nicht viel mehr als nur Mittel zum Erfolg?
"Doch!", argumentiert Jochen Krautz. Der Kunstpädagoge setzt der "Ware Bildung" die "wahre Bildung" entgegen und erinnert an jene Zeiten, als der Mensch noch im Mittelpunkt einer Bildung stand, die sich im Wortsinne als humanistisch verstand. Er übertreibt an manchen Stellen, insbesondere wenn er überfällige Entwicklungen als rein ökonomiezentrierte Innovationen beschreibt. Aber er rechnet auch in erfrischender Offenheit mit aktuellen bildungspolitischen Prozessen ab und legt den Finger in manch selten betastete Wunde. Wir müssen uns entscheiden, fordert Krautz - "ob wir Menschen bilden oder funktionierende Ich-AG?s herstellen".
Ware Bildung. Schule und Universität unter dem Diktat der Ökonomie.
Diederichs, München 2007; 192 S., 19,95 ¤