BILDUNG
Weltweites Hochschulmarketing ist erfolgreich. Trotzdem muss mehr getan werden.
Ohne Werbung geht nichts, auch nicht an Hochschulen. Doch die besten Seminare ziehen vor allem keine ausländischen Fachkräfte an, wenn Rahmenbedingungen wie Arbeitserlaubnisse während des Forschungsaufenthaltes nicht stimmen. Das machten Professor Theodor Berchem, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und Professor Wolfgang Frühwald, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) am 7. November in einer Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung deutlich.
"Wir können mindestens die Zweitbesten gewinnen, wenn wir weiter hart an unseren Angeboten arbeiten", gab sich Berchem trotzdem optimistisch. Gebührenfreiheit allein reichte aber nicht aus. Die Studienangebote müssten auch an die Bedürfnisse der Wissenschaftler angepasst sein. "Im Zuge des Bologna-Prozesses sollten wir auch über einjährige Studiengänge nachdenken", so Berchem. Die Behörden müssten schneller werden. Ehepartner müssten unkompliziert an Visa und Aufenthaltsgenehmigungen gelangen.
Frühwald forderte ebenfalls effizientere Verwaltungen, auch in den Universitäten. "Ich wünsche mir einen Wettbewerb um die beste Verwaltung, so wie es den auch um Forschung gibt." Von der SPD nach seiner Meinung zu einer Teilnahme Deutschlands an einem Hochschul-Pisa gefragt, zeigte er sich skeptisch. "Wenn wir auch nach dem Management beurteilt werden, fürchte ich, sieht es schlecht aus", meinte Frühwald.
Die FDP sah sich durch die beiden Experten in ihrer Annahme bestätigt, dass deutsche Universitäten vor allem dann für ausländische Wissenschaftler interessant werden, wenn für Ehepartner und Kinder gesorgt wird. Die CDU verwies bei den Rahmenbedingungen vor allem auf die Länder.
Den von Berchem als jüngstes Beispiel für Wissenschaftswerbung angeführte "Science Express", den Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kürzlich in Indien starten ließ, nahmen Bündnis 90/Die Grünen zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass die Förderung der indischen Partnerschaft nicht auf Kosten anderer Aktivitäten gehen dürfe.
Die Linke verurteilte grundsätzlich, dass es beim Bildungsmarketing nur um die Besten und nicht um die breite Masse gehe. Bildung werde als Ware angesehen. Außerdem würden Spitzenkräfte aus Ländern abgezogen, die diese nötiger hätten als Deutschland. Berchem wies das zurück. "Wir brauchen ein Geben und Nehmen", sagte er. Es sei "nichts schlimmes", wenn ein Deutscher im Ausland forsche, wenn dafür Ausländer nach Deutschland kämen. Außerdem versuche zum Beispiel der DAAD über viele auf einzelne Länder zugeschnittene Programme Wissenschaftsnachwuchs aus Entwicklungs- und Schwellenländern in ihrer Heimat und für ihre Heimat auszubilden.