Gerechtigkeit - dieser Begriff gehört zum Standardreportoire des Wahlkampfes. Keine Partei, die nicht mit der Forderung nach mehr Gerechtigkeit hausieren ginge. In der öffentlichen Diskussion wird der Begriff meist mit sozialen Fragen und Verteilungskämpfen verknüpft. Ist die Rente hoch genug? Reicht das Arbeitslosengeld II zum Leben? Brauchen wir eine Millionärssteuer? Bekommen wir eine Zweiklassenmedizin? Doch "Gerechtigkeit in der Demokratie" umfasst ein deutlich breiteres Fragespektrum, wie der gleichnamige Band aus dem Wochenschau Verlag zeigt. Es geht auch um Fragen der politischen Partizipation, um das Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit oder die Aufarbeitung von staatlichem Unrecht nach der Beendigung von Diktaturen.
Es vermag zwar keiner genau zu definieren, was Gerechtigkeit ist, dass es aber gerecht zugehen muss, gilt als gesellschaftlicher Konsens. Auf dieses Paradoxon weist der Politikwissenschaftler Daniel Hildebrand. Er zeigt, wie schwer das Gerechtigkeitsversprechen gerade in Demokratien, die sich sehr stark an politischen Mehrheiten orientieren, einzulösen ist.
Gerechtigkeit in der Demokratie. Eine Einführung.
Wochenschau Verlag, Schwalbach 2009; 139 S., 9,80 ¤