Bereits 70.000 Menschen haben die zurzeit laufende Berliner Schau mit Werken des gestorbenen französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson gesehen. Nach dem Tod des Jahrhundertfotografen werde nun überlegt, die ursprünglich bis
15. August geplante Retrospektive zu verlängern, sagte die Sprecherin des Martin-Gropius-Baus, Katrin Mundorf, am 5. August. Eine Entscheidung darüber sollte noch im Laufe des Tages fallen. Die Ausstellung habe von Anfang an einen großen Zulauf erlebt, so Mundorf. Die Besucher können sich dort nun in ein Kondolenzbuch eintragen.
Die Werkschau zeigt 350 Bilder, die das kreative Leben eines Mannes dokumentieren, der Zeuge des
20. Jahrhunderts mit all seinen politischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Umwälzungen war.
Neben Portrait-Aufnahmen sind auch Landschafts- und Alltagsbilder unter anderem aus Frankreich, den USA, Indien und Mexiko zu sehen. Neben den Original-Fotos sind Zeichnungen und filmische Arbeiten ausgestellt. Cartier-Bresson hat mehr als ein halbes Jahrhundert entscheidende Momente in seinen Bildern festgehalten und dokumentiert: den Spanischen Bürgerkrieg, den "langen Marsch" der Armee des Revolutionsführers Mao Tsetung, die Invasion der Alliierten in der Normandie, Gandhi und Berlin nach dem Mauerbau. "Frankreich hat einen der begabtesten Künstler seiner Generation verloren", sagte der franzöische Staatspräsident Jacques Chirac am 4. August zum Tod des "Erfinders des Fotojournalismus" und Mitbegründers der Bildagentur Magnum.
"HCB", wie seine Freunde ihn nannten, wurde ein leuchtendes Vorbild für eine ganze Generation junger Fotografen - und blieb dennoch sehr zurückhaltend und bescheiden: "Es ist sehr angenehm berühmt zu sein, aber nur unter der Bedingung, dass man unerkannt bleibt."
In Berlin gibt es vom 11. bis 15. August verlängerte Öffnungszeiten von 10 bis 22 Uhr. Am 11. August liest außerdem der Schauspieler Hanns Zischler Texte aus der im Steidl Verlag erschienenen Biografie "Henri Cartier-Bresson - Das Auge des Jahrhunderts" von Pierre Assouline. Cartier-Bresson habe ursprünglich zur Eröffnung der Werkschau im Mai kommen wollen, sei aber wenige Tage zuvor gestürzt und habe absagen müssen, sagte Mundorf.
Der Fotograf war am 4. August im Alter von 95 Jahren in seinem Wohnhaus in der Nähe von Marseille gestorben. dpa