Aufgabe der Deutschen Welthungerhilfe ist es, gemeinsam mit unabängigen Partnern vor Ort oder eigenen Fachkräften einen Beitrag zur Verbesserung von Ernährung und Einkommen besonders armer Bevölkerungsgruppen in Ländern der Dritten Welt zu leisten. Überblickt man die bisherige Arbeit, so konnte die Welthungerhilfe bis Ende 2003 mit insgesamt 1,33 Milliarden Euro 3.370 Selbsthilfeprojekte, 920 Projekte für Kinder und Jugendliche sowie 600 Nothilfeprogramme in 70 Ländern fördern.
2003 erhielt die Organisation, in der sich 5.000 Frauen und Männer ehrenamtlich engagieren, rund 25,4 Millionen Euro an Spenden und 65,6 Millionen Euro an öffentlichen Zuschüssen (davon 28,5 Millionen Euro von der Europäischen Kommission, 17,5 Millionen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und 0,99 Millionen Euro vom Auswärtigen Amt). Neu bewilligt wurden 137 Projekte in 39 Ländern, darunter 25 Prozent im Bereich Ernährungssicherung Landwirtschaft.
Vielleicht wird diese trockenen Statistik lebendiger, wenn man zeigt, was hinter ihnen steht, nämlich die Anschaffung von 3,3 Millionen Pflanzen und Baumsetzlingen sowie 268.000 Werkzeuge für Landwirtschaft und Handwerk sowie 220.000 Decken, Kleidungsstücke, Moskitonetze und Haushaltsgegenstände. Die Deutsche Welthungerhilfe besorgte darüber hinaus im vergangenen Jahr 62.000 Tonnen Nahrungsmittel, 32.200 Zelte, Planen und Häuser, 8.100 Nutztiere, 4.500 Tonnen Saatgut und Düngemittel. Ferner wurden von der Welthungerhilfe 836 Brunnen gebaut, 400 Kilometer Straßen angelegt, 117 Schulen instand gesetzt oder neu errichtet und 78 Gesundheitszentren eingerichtet.
Die Welthungerhilfe leistet Hilfe aus einer Hand - von der schnellen Nothilfe nach einer Katastrophe bis zu langfristigen Projekten mit einheimischen Partnern. Hunger zu überwinden heißt zugleich auch Armut zu überwinden. Eine Unterstützung der Notleidenden unabhängig von ihrer Hautfarbe sowie ethnischen und religiösen Zugehörigkeit ist selbstverständlich: "Helfen kann aber nicht heißen, Geschenke zu verteilen. Wirksame Hilfe heißt, Menschen Chancen zu eröffnen, ihr Leben, ihre Zukunft frei von Hunger und Not zu gestalten." Ingeborg Schäuble räumtein: "Wir werden dafür mehr Kraft, mehr Mittel und mehr Zeit aufbringen müssen, als wir ursprünglich gedacht hatten." Doch sie fügt optimistisch hinzu: "Aber wir werden es schaffen."
Und wie schafft es die Deutsche Welthungerhilfe, immer neue Hoffnung zu verbreiten in einer Welt, in der so viele Menschen der Resignation verfallen sind und in der nicht wenige überzeugt sind, dass Entwicklungshilfe letztlich ein Fass ohne Boden ist. Aber genau das ist sie nicht, wie die folgenden Beispiele aus dem Jahresbericht 2003 zeigen: 20 Jahre Bürgerkrieg und Vertreibung bestimmten über lange Zeit den Alltag der Tamilin Sellamah Subramanium. Seit dem vorläufigen Friedensabkommen im Jahr 2002 versucht die 46-jährige Kriegswitwe mit Unterstützung der Welthungerhilfe und ihrer Partnerorganisation Sewa Lanka eine neue Existenz im Norden Sri Lankas aufzubauen. Ein einfaches Haus mit regendichtem Dach hat sie errichtet. Außerdem pflanzt sie Gemüse und Obst auf dem Viertel Hektar Land, den sie von der Regierung erhalten hat. Noch reichen die Erträge nicht zum Überleben, so dass sie sich auch noch als Tagelöhnerin auf dem Feld verdingen muss.
Sechs jüngere Geschwister versorgt die 19-jährige Leoncie Nyirsamsabima. Während der Massaker 1994 in Ruanda wurde ihr Vater von Hutu-Milizen ermordet, kurz danach stirbt auch ihre Mutter. Um ihre Geschwister zu versorgen, versucht sie mit ihren geringen Kenntnissen, auf einem kleinen Stück Land Maniok und Bohnen anzubauen, versorgt die Kühe von Verwandten. Um Kriegswaisen wie sie kümmert sich die Fondation Barakabho mit finanzieller Unterstützung der Welthungerhilfe. Leoncie erhält Saatgut, Dünger, eine Ziege und landwirtschaftliche Beratung.
Seit Jahrzehnten gehören Überfälle, Entführungen, und Massaker in Kolumbien zum täglichen Leben. Teresa Franco wollte dieser Situation nicht mehr tatenlos zusehen. Anfang der 90er-Jahre ließ sie sich von der Partnerorganisation der Welthungerhilfe, Ciudadania, zur Friedenspromoterin ausbilden. Außerdem organisiert sie als Stadträtin von Antioquia Runde Tische. Ziel ist es, sich aktiv für Gewaltprävention einzusetzen und vor allem Jugendliche davon zu überzeugen, dass sich sich nicht - mangels anderer Lebensperspektiven - der Guerilla oder den Paramilitärs anschließen.
Was erreicht die Welthungerhilfe für die Menschen, denen sie helfen will? Dazu der Leiter des Büros der Bonner Organisation in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, Wolfgang Mach, über die Arbeit in diesem Land, das zu den Ärmsten in Afrika zählt: "Zunächst waren wir nur bei Bedarf und ohne eigenes Personal engagiert. Dann leisteten wir Nahrungsmittelhilfe und lieferten Saatgut, Pflugochsen und Werkzeug, damit die Menschen durch die Dürre nicht ihre Existenzgrundlage verloren. Parallel haben wir am Aufbau einer Nahrungsmittelreserve mitgewirkt, die heute Hungerkatastrophen wie in den 70er- und 80er-Jahren unwahrscheinlich macht. Seit 1991 bauen wir mit äthiopischen Partnern die ländliche Infrastruktur auf. Also Straßen, Brunnen und Bewässerungsanlagen. Damit verbessern wir das Leben vieler Menschen."
Für Ulrich Post, den Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Welthungerhilfe, darf Solidarität mit den Ärmsten kein leeres Wort bleiben. Deshalb wirbt man in Deutschland gemeinsam mit Partnern aus Politik, Schule und Medien für eine gerechtere Zusammenarbeit mit Ländern der Dritten Welt: " Wir informieren über die Lebenslage der Armen und verschweigen dabei nicht die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, die dazu führen. Wir setzen uns für die Rechte und Interessen der Ärmsten ein und bieten ihnen viele Möglichkeiten an, sich aktiv zu beteiligen."
Weitere Informationen: www.welthungerhilfe.de