Sozusagen pünktlich zur Hurrikan-Saison in der Karibik präsentieren Stefan Rahmstorf und Hans-Joachim Schellnhuber unter dem Titel "Der Klimawandel" ihre Warnung vor der sich abzeichnenden globalen Umweltgefährdung durch den Treibauseffekt. Viele Wissenschaftler prognostizieren heuer ähnlich gewaltige Wirbelstürme wie 2005 mit verheerenden Folgen wie in New Orleans: Die sich verstärkende Zerstörungskraft der Hurrikane wird durch in höhere Wassertemperaturen der tropischen Meereszonen verursacht. Andernorts fungieren die Ozeane ebenfalls als Seismografen für massive Probleme, die im Zuge der Klimaerwärmung auf die Menschheit zukommen: Neben den Gebirgsgletschern schrumpft auch das arktische Meer-Eis, die Kontinentaleismassen in Grönland und der Antarktis schmelzen ab, die ozeanischen Strömungen verändern sich, der Meeresspiegel steigt schneller als erwartet. Läuft die Entwicklung so weiter, dürfte die Temperatur auf dem Erdball bis 2100 um vermutlich drei Grad klettern: Vermehrte Hitze- und Dürreperioden, Fluten und Stürme wären die Folgen, manche Tier- und Pflanzenarten würden aussterben.
Gewiss, solche Erkenntnisse sind nicht neu. Indes wird die Öffentlichkeit durch die oft zwischen dramatisierender Übertreibung und unangemessener Verharmlosung schwankende Medienberichterstattung verunsichert. Den beiden renommierten Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist nun ein Sachbuch im besten Sinne des Wortes gelungen: Fernab der heutzutage in der politischen Debatte so beliebten Hysterie analysieren Rahmstorf und Schellnhuber nüchtern und vor allem weithin allgemeinverständlich die Zusammenhänge zwischen dem vom Menschen verursachten drastischen Anstieg des Kohlendioxidausstoßes und dem Treibauseffekt samt Erwärmung und Meeresspiegelanstieg. Nach der Lektüre weiß man, dass die beunruhigenden Vorhersagen nicht nur das Resultat irrtumsanfälliger Computersimulationen sind, sondern auf handfesten Messungen und Fakten sowie auf der Erforschung der Erdgeschichte fussen.
In die Rolle der düsteren Kassandra schlüpfen die Verfasser nicht. Auch wenn die Alarmglocken schrillen, so weisen die Autoren doch Wege, die zumindest das Schlimmste verhüten können: "Es gibt durchaus Grund zur Hoffnung, ja zum Optimismus." Alternativen liegen seit langem auf dem Tisch, man denke an die Potenziale des Energiesparens oder der erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind. Das aber ist eine Sache politischer Entscheidungen und wirtschaftlichen Umsteuerns. Da kann dieses Buch als handliches Nachschlagewerk auch auf den Schreibtischen von Abgeordneten, Regierungsmitgliedern, Ministerialbeamten nichts schaden.
Stefan Rahmstorf/Hans-Joachim Schellnhuber: Der Klimawandel. Verlag C.H. Beck, München 2006; 144 S., 7,90 Euro.