Das Walfang-Moratorium, das die Mitgliedstaaten der Internationalen Walfangkommission (IWC) vor 20 Jahren vereinbart haben, droht zu kippen. Seit dem 16. Juni beraten die 66 Mitglieder der Kommission auf der Karibikinsel St. Kitts über die Zukunft des Walfangs und den Schutz der Meeressäuger - und erstmals in der Geschichte des IWC scheinen die Befürworter der kommerziellen Jagd in der Mehrheit zu sein. Offensichtlich hat Japan, das zu so genannten "wissenschaftlichen Zwecken" Jahr für Jahr über 1.000 Wale tötet, die Stimmen armer Länder und kleinerer Inselstaaten regelrecht "gekauft": Über 100 Millionen Dollar hat es Ländern wie Togo oder Guatemala als Entwicklungshilfe zur Verfügung gestellt, damit sie in der IWC für den Abschuss der Wale stimmen.
Nach Ansicht von Umweltschützern eine durchaus erfolgversprechende Strategie: Sie befürchten, dass Japan in der Kommission eine einfache Mehrheit und damit den Vorsitz erlangen wird. Das ist zwar nicht genug, um das Moratorium abzuschaffen, aber völlig ausreichend, um die bisherige Politik des IWC auf den Kopf zu stellen. Denkbar ist zum Beispiel, dass Japan die Jagd zu wissenschaftlichen Zwecken ausweitet. Mehr noch: Für den Fall, dass Japans Forderungen nach einer "Normalisierung" der IWC-Politik nicht erfüllt werden, hat es angedroht, ganz aus der Kommission auszutreten. Wie auch immer der Streit ausgeht: Den bedrohten Meeressäugern stehen in jedem Fall schwere Zeiten bevor.