Im Jahr 1938 hat sich die Familie zum letzten Mal gesehen. Einer von zwei noch Lebenden hält die Erinnerung wach an die damals in alle Welt Verstreuten, an die in Konzentrationslagern Ermordeten und an Tante Frieda, die sich umbrachte, als der Bürgermeister ihr sagte, sie sei "als Jüdin nur noch Gast in Deutschland". In Anekdoten und Reportagen erzählt der 75-jährige Ralf Bachmann seine deutsch-jüdische Familiengeschichte aus Falkenstein im Vogtland. Sie sei, so schreibt er, vielleicht typisch für den "jüdisch gebliebenen, jedoch recht angepassten kleinstädtischen Mittelstand", dessen Schicksal sonst kaum beachtet wird. "Wer Glück und Geld hatte, reiste, wer Pech hatte und arm war, wurde transportiert", erklärt er die Varianten der Verfolgung. Bachmann hat konkrete Geschichte von unten geschrieben. Über Bedrohung und Leid während der Nazizeit, aber auch über den Alltag mit Freuden und Erfolgen. Sein Büchlein, das zahlreiche Bilder und Dokumente enthält, ist ein Beitrag zum Erinnern und zum Verstehen.
Ralf Bachmann: Die Bornsteins. Eine deutsch-jüdische Familiengeschichte. Sax Verlag Beucha, 2006. 136 Seiten, 50 Abb., 12 Euro.