ROMA-KINDER
Unicef fordert dauerhaftes Bleiberecht. Teufelskreis aus Armut, Ausgrenzung und Vorurteilen durchbrechen
Das UN-Kinderhilfswerk hält eine soziale Gleichstellung für geduldete Flüchtlinge und insbesondere für deren Kinder für unerlässlich. Auf einer Konferenz unter der Schirmherrschaft der Kinderkommission des Bundestages erklärte die Vorsitzende von Unicef-Deutschland, Heide Simonis, am 5. März, die Lebensbedingungen für etwa 15.000 Roma-Kinder seien teilweise katastrophal. Unicef fordere ein dauerhaftes Bleiberecht für geduldete Familien sowie Kita-Plätze und Schulbildung für Flüchtlingskinder. Anhand von zwei Studien stellte Unicef den weit über hundert Teilnehmern dar, dass die Lage der seit Jahrhunderten diskriminierten Minderheit nicht nur in ihren Herkunftsländern desaströs ist: Auch ihre Situation in Deutschland lässt sehr zu wünschen übrig. "Roma-Kinder müssen die Chance bekommen, den Teufelkreis aus Armut, Ausgrenzung und Vorurteilen zu durchbrechen", sagte Reinhard Schlagintweit, Vorstandsmitglied von Unicef Deutschland. Die Zahl der Roma, die vor den Kriegen in Bosnien und im Kosovo nach Deutschland flüchteten und noch in der Bundesrepublik leben, schätzt die UN-Organisation auf 50.000. 33.000 hätten keinen sicheren Aufenthalt, sondern eine Duldung und sind damit, so Unicef, "jeden Tag von der Abschiebung bedroht". Unter ihnen seien 15.000 Kinder. Weil der "Zugang zu Bildung, Wohnung und Gesundheit in erheblichem Maße vom aufenthaltsrechtlichen Status abhängt", werde diesen Kindern die Chance zur Integration genommen, beklagt das Kinderhilfswerk. Ihre Familien müssten von gut zwei Dritteln des Sozialhilfesatzes leben, dürften nicht arbeiten, hätten keinen Anspruch auf Kinder- oder Erziehungsgeld und nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem. In Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland seien Flüchtlingskinder bis heute nicht einmal schulpflichtig. Während Schüler in Hessen und Baden-Württemberg ein "Antragsrecht" auf Schulbesuch hätten, sei ihnen der Zutritt im Saarland ganz verwehrt. Es sei "nicht die Kultur der Roma", die Flüchtlingskinder von der Schule fern hält, kommentiert Unicef, "sondern die vielen Hürden". Einige Roma-Kinder stießen zusätzlich "auf erhebliche Ressentiments, die ihre Schullaufbahn prägen". Unicef appellierte an die deutsche Bundesregierung, die EU-Ratspräsidentschaft zu nutzen, um der anhaltenden Diskrimierung von Roma in Südosteuropa entgegenzuwirken.