Wie haben Sie die gemeinsame Sitzung der Präsidien von Sejm und Bundestag empfunden?
Im Vergleich zu allen anderen Zusammenkünften, an denen ich teilgenommen habe - noch in den Zeiten von Rita Süssmuth oder Wolfgang Thierse -, war die Sitzung gewissermaßen ein kleiner Durchbruch. Das Maß an Offenheit war ungewöhnlich hoch, schwierige Themen wurden nicht gemieden. Außerdem sehe ich, dass unser Sejm-Marschall, obwohl er der Regierungskoalition angehört, die eine distanziert kühle Haltung gegenüber Deutschland hat, inzwischen persönlich überzeugt ist von Bundestagspräsident Norbert Lammert und beginnt, zusammen mit ihm gewisse neue Relationen zu gestalten.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den deutsch-polnischen Parlamentariergruppen im Sejm und im Bundestag?
Nun, ich bin zum dritten Mal Vorsitzender der polnisch-deutschen Parlamentariergruppe im Sejm und beo-bachte diese Zusammenarbeit bereits seit der Koschnick-Zeit, also seit Beginn der 90er-Jahre. Heute gibt es praktisch unbegrenzte Kontakte: Markus Meckel (Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe im Bundestag, die Redaktion) besucht fast jeden Monat Polen, auch ich bin oft in Deutschland, die Parlamentariergruppen treffen sich auch - die Grenze an der Oder existiert für uns praktisch nicht, und es gibt auch keine schwierigen Themen. Wir reden über alles und alles geht sozusagen über unseren Gesprächstisch, bevor die Parlamentspräsidenten eine Entscheidung treffen.
Was sind die wichtigsten Bereiche dieser Zusammenarbeit?
Ihr Umfang ist unbegrenzt: von Verkehrspolitik, über die Nachbarschaftsbeziehungen, Fragen der Aussiedlungen und Entschädigungen, die gegenseitige Wahrnehmung bis zur Kultur- und Schulpolitik. Jüngst sprachen wir zum Beispiel über die dritte Säule in der trilateralen Zusammenarbeit bei "arte". Wir möchten das deutsch-französische Kulturprogramm um Polen erweitern. Und wir diskutierten über ein gemeinsames Schulbuch zur Geschichte des schwierigen 20. Jahrhunderts.
Wie erklären Sie sich die Schwierigkeiten, die es seit einigen Monaten bei der Finanzierung des Deutsch-Polnischen Jugendwerks auf der polnischen Seite gibt?
Es gibt gewisse Ungereimtheiten technischer Art im zuständigen Bildungsressort von Vizepremier Giertych, für den ich nicht sprechen kann. Es waren schlicht Zahlungsversäumnisse für Veranstaltungen, die bereits stattgefunden haben. Ich habe mehrfach interveniert, damit es keine Versäumnisse gibt.
Bedeutet es, dass die Probleme nun gelöst sind?
Das bedeutet, dass dies keine politische Blockade ist - es sind schlicht Versäumnisse der zuständigen Beamten.
Die Fragen stellte
Bernadette Schweda