Dass im Bundestag mal was abhanden kommt, ist bekannt: Koalitionspartner gehen verloren, Vertrauen verschwindet und manchmal werden sogar von heute auf morgen handlungsfähige Mehrheiten vermisst. Die Opposition sucht nach vernünftigen Strategien gegen die Regierung, die Union die Mitte, die SPD nach Wählern und viele Bürger sind ohnehin davon überzeugt, dass den Parlamentariern Ehre und Anstand schon vor langer Zeit flöten gegangen sind.
Das ist nicht neu - und löst auch längst keine hektischen Nachforschungen mehr aus. Anders verhält es sich mit dem neuesten Schwundstück: Vermisst wird eine Büste des Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Die hatte der Bildhauer Frank Mehnert Anfang der 1930er-Jahre modelliert; sein Bruder, der Publizist Klaus Mehnert, übergab das Kunstwerk aus Bronze später höchstpersönlich dem Bundestag.
Doch da ist sie nicht. Niemand weiß, wer die Büste wann entgegengenommen hat, wo sie aufgestellt wurde und warum sie nun nicht mehr auffindbar ist. Das ist misslich - und in einer Behörde, in der jede Drucksachennummer sorgfältigst archiviert wird, ein unhaltbarer Zustand.
Doch auch für den Fall, dass die Fahndung nach der Büste sich ebenso schwierig gestaltet wie die der Wähler nach eingelösten Wahlversprechen, gäbe es Abhilfe. Gerade weilt ein "Doppelgänger" Stauffenbergs in der Stadt: Tom Cruise hat mit den Dreharbeiten zu einem Film über den Widerstandskämpfer begonnen.
Experten bescheinigen dem Hollywood-Star eine frappierende Ähnlichkeit mit Stauffenberg - und gegen ein gewisses Entgegenkommen bei seinem bislang unerfüllten Wunsch, an Originalschauplätzen wie der Reichstagskuppel oder dem Bendlerblock drehen zu dürfen, würde er sicher gern Modell für eine Ersatzbüste stehen.