8. August 1952: Kompromiss auf der Londoner Schuldenkonferenz.

Die Politik des Deutschen Reiches unter dem Nationalsozialismus hinterließ dem besiegten Deutschland nicht nur ein Land in Schutt und Asche, sondern auch einen Berg Auslandsschulden aus der Vorkriegszeit. Diese Verpflichtungen gingen in die Verantwortung der Bundesrepublik über, die bereits 1950 eine Haftungserklärung für diese öffentlichen sowie privaten Anleihe-, Bank-, Handels- und sonstigen Schulden unterzeichnet hatte. Um ihre Kreditwürdigkeit im Ausland und ihre politisch-moralische Glaubwürdigkeit schnellstmöglich zurückzuerlangen, lag es im Interesse der Bundesrepublik, die Schuldenfrage bald zu klären. Und so begann im Februar 1952 die Londoner Schuldenkonferenz.

Nach zähen Verhandlungen des deutschen Delegationsleiters Hermann Josef Abs verkündeten die Vertreter der 18 Gläubigerstaaten unter Führung von Warren Lee Pearson (USA), George Rendel (Großbritannien) und François Didier (Frankreich) am 8. August den in der nächtlichen Schlusssitzung erreichten Kompromiss: Danach verpflichtete sich die Bundesrepublik insgesamt 14 Milliarden Mark an die ausländischen Gläubiger zu bezahlen. Die deutschen Währungsreserven durften dafür jedoch nicht angegriffen werden, und für unvorhersehbare Schwierigkeiten gab es außerdem Notfallklauseln.

Die Unterzeichnung des Abkommens durch die Teilnehmerstaaten kam trotzdem erst am 27. Februar 1953 zustande. Vorher mussten nämlich in Einzelverträgen Höhe und Modalitäten zur Rückzahlung der jeweiligen Nachkriegsschulden geregelt werden.

Bundeskanzler Konrad Adenauer betonte noch am 29. April 1953 im Bundestag, das Abkommen leiste einen wichtigen Beitrag dazu, die finanziellen und wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zum Ausland zu ordnen und in normale Bahnen zu lenken.

Das Handelsblatt vom 25. März 1953 kritisierte jedoch: "Es ist immer noch unerfindlich, wie die deutsche Wirtschaft jene Beträge erwirtschaften soll, die von uns abverlangt werden." Das deutsche Wirtschaftswunder zerstreute jedoch schon bald diese Bedenken. Nur ein Jahr später ging die erste Rate an die Gläubiger und bereits 1966 hatte Deutschland alle Vorkriegsschulden abgezahlt.