Kaffee kochen, Staub saugen, die Stereoanlage aufdrehen. Alles ganz selbstverständlich: Der Strom kommt ja aus der Steckdose. Noch scheint das auf dem ungehemmten Verbrauch fossiler Energien beruhende System zu funktionieren. Aber wie lange noch? Die finanziellen, politischen und ökologischen Kosten steigen, und das Ende der Öl-, Erdgas-, Uran- und Kohlevorkommen ist heute bereits absehbar. Gleichzeitig gibt es aber auch neue Ansätze: Private Eigeninitiativen und Unternehmen, die das Energiesparen und neue Technologien zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell machen. Und es gibt Gesetze, die den erneuerbaren Energien ihren Weg in den Markt bahnen, nicht ohne Erfolg. Die Frage nach der Zukunft unserer Energieversorgung wird immer lauter gestellt, die Diskussion darüber hat gerade erst richtig begonnen.
Diese Themenausgabe mit dem Titel "Energie" will sich an dieser Diskussion beteiligen. Wie viel Energie wird in Deutschland derzeit überhaupt verbraucht? Politisch ist hierzulande der Ausstieg aus der Nutzung von Atomkraft zur Deckung dieses Bedarfs seit sechs Jahren beschlossene Sache. Ungeachtet dessen leistet die Kernenergie nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung des Landes. Inzwischen mehren sich die Argumente dafür, die Kraftwerke später als geplant vom Netz zu nehmen, ihre Laufzeiten zu verlängern.
Wird die Atomenergie im Energiemix der Zukunft also doch weiterhin eine Rolle spielen? Ein anderer spannender Schauplatz ist der Strommarkt. In den vergangenen Jahren ist seine Liberalisierung vorangekommen, aber wie frei muss er wirklich sein? Was sind die vielversprechenden Energien der Zukunft? Die Politik will ein neues Energiezeitalter einläuten - mit Wirtschaft und Wohlstand dank Wind, Wasser, Sonne und Erdwärme. Lohnt sich die Investition in regenerative Energien, macht sich deren jahrelange Subventionierung bezahlt? Und was leisten die erneuerbaren Energien schon heute, wo werden sie eingesetzt? Der Blick richtet sich auch auf den Verkehrssektor. Unser beliebtestes Fortbewegungsmittel ist immer noch das Auto, obwohl es viel Energie verbraucht und der Umwelt schadet. Wie kann also der Traum von der grenzenlosen Mobilität weitergelebt werden, ohne zum Albtraum zu werden? Ein weiteres Phänomen ist in der Außenpolitik zu beobachten: Immer öfter wird sie zur Energiepolitik - oder umgekehrt die Energiepolitik zur Außenpolitik. Der Westen ist abhängig von Staaten, die aus den schwindenden Öl- und Gasvorräten noch möglichst lange Kapital schlagen wollen. Wie kann er dieser Energiefalle entkommen?
Schließlich kommt man nicht umhin zu klären, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. In den Energiebilanzen gibt es immer mehr Gewinner und Verlierer. Das Thema Energie ist hochpolitisch, also spannend, denn der Ausgang der Entwicklung ist völlig offen. Beim Thema Energie ist nicht mehr vieles selbstverständlich - auch wenn der Strom immer noch aus der Steckdose kommt.