Autoren wie Jan Assmann, Kardinal Karl Lehmann oder Robert Spaemann wagen 20 essayistische Antworten auf die Frage "Was ist eine gute Religion?". Doch was das Prädikat "gut" überhaupt bedeuten soll, wird von den Verfassern nur äußerst vage definiert. Offenbar ist der Terminus "gute Religion" im Sinne des Buches gleichzusetzen mit der Idee des Humanismus. Toleranz, Liberalität und Koexistenz sind die Schlagwörter, auch die Forderung nach Religionsfreiheit ist stark vertreten. Doch Religionen operieren in ihren Schriften auch mit weit weniger aufgeklärten Schlüsselbegriffen wie Schuld und Erlösung, mit Hölle, Tod und Teufel.
Es ist zweifelhaft, ob eine Religion "gut" oder "schlecht" genannt werden kann, wenn es 20 modifizierender Abhandlungen bedarf, bei denen am Ende nur noch Essenzen in homöopathischen Dosen übrig bleiben. Wenn etwa Christoph Türcke von Religion als einer "großen Kinderei" spricht, über die man hinauswachsen müsse - was bleibt dann noch? Die im Buch entworfenen Deutungen mögen "gut" zu nennen sein, die Religionen als Gesamtgebilde jedoch sind es deshalb noch lange nicht.
Was ist eine gute Religion?
Verlag C. H. Beck, München 2007;
133 S. 14,90 ¤