Die Reportage wird gern als "Königsdisziplin" des Journalismus bezeichnet - gleichzeitig aber in vielen Redaktionen als Aschenputtel behandelt. Das liegt vor allem daran, dass sie kostet: Zeit, Geld und Platz. Zudem ist die Zahl der richtig guten Reportagenschreiber begrenzt.
Eine Ausnahme bildet Roland Schulz, Jahrgang 1976, bereits in jungen Jahren mit diversen Journalistenpreisen geadelt. Eine Kostprobe seines Schaffens bietet der vorliegende 156-seitige Band. Die Geschichten, die Schulz von seinen Reisen in die Anden mitgebracht hat, und die in Publikationen wie "mare", "Süddeutsche Zeitung" und "Geo" abgedruckt wurden, legen - die politischen Hintergründe berücksichtigend - den Blick frei auf Gesellschaft und Alltag in Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien.
Großartig ist das Stück zur Hoffnung Boliviens, irgendwann wieder eine eigene Küste zu haben, weshalb die bolivianische Kriegsmarine (!) fleißig auf dem Titicacasee übt. Atmosphärisch dicht ist die Reportage über Kolumbiens Hauptstadt Bogotá, schön schräg die Beschreibung des Kampfes von "Don Fabi" um die Mitte der Welt.
Begegnung im Himmelszug. Südwärts durch die Andenstaaten.
Picus Verlag, Wien 2007; 156 S. 14,90 ¤