Wenn es den typischen Berufspolitiker überhaupt gibt, der Politik als Dienst an seiner Partei versteht, dann verkörpert ihn Caren Marks zumindest nicht. Dafür lässt sie Grundlegendes vermissen: Sie ist weder parteiverliebt noch ideologieversessen.
"Politikerin zu werden, habe ich nicht geplant", sagt Marks und fügt an: "Politik ist kein Selbstzweck, sondern etwas, das man für die Menschen tut." Man kann in Marks also eher ein anschauliches Beispiel für den Typus des engagierten Bürgers sehen, der in die Politik geht, um außerhalb der Politik etwas zu verändern.
Außerhalb, das ist für Marks vor allem ihr Wahlkreis in Niedersachsen. Dort hatte sie zur Bundestagswahl 2002 zum ersten Mal für die SPD kandidiert und mit dem stolzen Ergebnis von 52,8 Prozent gleich ein Direktmandat im Bundestag erhalten. In der SPD war sie damals ein noch vergleichsweise neues Gesicht. Es war gerade einmal vier Jahre her, da hatte sie ihre Beitrittserklärung unterschrieben und ihr Parteibüchlein erhalten.
"Das war im Frühjahr 1998", erinnert sie sich, "die bleierne Zeit unter Kohl ging ihrem Ende zu und eine Aufbruchstimmung machte sich bemerkbar." Doch Stimmungen allein verändern nichts. Es bedarf engagierter und politisch organisierter Bürger, um, wie Marks es ausdrückt, "die Stellschrauben in der Gesellschaft verändern zu können".
Eine passive Mitgliedschaft in einer Partei, so ehrenwert sie auch sein möge, habe ihr da nicht ausgereicht. "Ich wollte aktiv daran mitarbeiten, den politischen und gesellschaftlichen Stillstand aufzubrechen." Aufbruch und Aufbrechen waren für Marks damals, als Kohl ging und Schröder kam, untrennbar miteinander verknüpft. Das eine ergab sich folgerichtig aus dem anderen.
Dass ihr erstes Kind zu dieser Zeit noch im Grundschulalter war, hielt die Familienfrau, wie sie sich selbst bezeichnet, nicht davon ab, sich politisch zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. 1999 wurde sie Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Wedemark. Seit November 2001 sitzt sie im Gemeinderat. Vielleicht muss man in der Mutter, die ihre Kinder umsorgt und dann quasi über Nacht Abgeordnete des Bundestages wird, auch gar nichts Bemerkenswertes erkennen. Vielmehr hat man den Eindruck, darin den konsequenten Schritt einer Frau zu beobachten, die aus der eigenen Erfahrung jene Probleme kennt, vor die sich Menschen, die eine Familie gründen, gestellt sehen. Und deshalb wollte sie die Untätigkeit und Unentschlossenheit der Politik gegenüber diesen Problemen nicht länger hinnehmen.
War der Weg in die Bundespolitik der richtige, um Missstände zu beheben? Oder ist sie damit, so könnte man meinen, nicht in einer Sphäre angelangt, von der aus gesehen die Menschen, für die sie das doch alles tut, nicht mehr zu erkennen sind?
"Man kann nur eine gute Politik machen", stellt sie klar, "wenn man nah bei den Menschen ist und bleibt." Wahlkreisarbeit und Bundespolitik seien für sie nicht zwei verschiedene Welten, sondern zwei Bereiche, die einander beeinflussen: "Meine Eindrücke, die ich in Gesprächen mit Menschen vor Ort sammele, nehme ich als Rückfluss mit nach Berlin. In der Bundespolitik kann ich dann aktiv Gesetze mitgestalten."
Die Frage, in welchem Bereich der Bundespolitik Caren Marks heute ihren Schwerpunkt hat, erübrigt sich fast von selbst. Als stellvertretende familienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion setzt sie sich seit 2002 für eine "moderne und sozial gerechte Familienpolitik" ein. Und die Bundestagswahl 2005 zeigte, dass die Menschen in ihrem Wahlkreis es ihr danken. Mit 49,9 Prozent zog sie erneut in den Bundestag ein und blieb damit vom Abwärtstrend der SPD, der sich mit den Hartz-Reformen Bahn brach, völlig unberührt.
Man könnte Caren Marks nun eine ungewöhnlich fähige Politikerin nennen. Doch so weit muss man wohl gar nicht gehen. Sie ist in erster Linie eine engagierte Bürgerin und politisch aktive Familienfrau, die den Willen hat, in diesem Land etwas zu verändern, und täglich aufs Neue zeigt, dass dies in der Politik auch möglich ist.