Fast fünfzig Jahre lang erklang mit dem Rias Berlin "eine freie Stimme der freien Welt", bevor der Sender Ende 1993 "abgewickelt" wurde. Für eine kurze Zeit schien es so, als ob sich deutsche und europäische Medien, die während des Kalten Kriegs in den östlichen Teil des Kontinents sendeten und vor allem dort genutzt wurden, nach dem Ende der Blockkonfrontation und dem Sieg der "freien Welt" überlebt hätten.
Die Welt rückt seither immer enger zusammen. Breaking news überwinden dank Internet und Satellitenfernsehen im Bruchteil einer Sekunde Kontinente und Staatsgrenzen. Massendemonstrationen in Myanmar, Unabhängigkeitsfeiern im Kosovo, Vorwahlen in der amerikanischen Provinz, Pressekonferenzen aus dem Orbit: alles wird global verbreitet, ist jederzeit verfügbar und kann in Blogs und Internetforen von jeder und jedem kommentiert werden. Medientheoretiker warnen indes vor der digitalen Spaltung: Vielen Einwohnern des global village bleibt die Teilnahme an der neuen Medienwelt versagt.
Längst nutzen auch totalitäre Staaten und global agierende Terroristen Medien und das Internet professionell für ihre Zwecke. Vielerorts besteht der einzige Zugang zu ungefilterten Informationen noch immer über Kurzwellenempfang von Auslandssendern. Nichts fürchten Diktatoren so sehr wie das freie Wort. Seit einigen Jahren verstärken die internationalen Sender nun ihre Internetpräsenz - ein Signal nach innen wie nach außen. Staatlicher Rundfunk westlicher Prägung zeichnet sich durch Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit aus - hohe Güter, die es wert sind, global verbreitet zu werden. Wenig glaubwürdige Regierungspropaganda, auch "gut gemeinte", gefährdet dagegen die Legitimation von Auslandsmedien.