Es gibt viele Dinge, die ändern sich im Leben - und manche, die ändern sich nie. Bei Klaus Riegert drehte sich jahrelang alles ums runde Leder: Der junge Klaus stürmte beim Verein für Rasenspiele Süssen (Baden-Württemberg) geradezu durch die Jugendmannschaften und kickte sich geradewegs in die A-Mannschaft. Später, beim FC Uhingen, wurde er Bezirkspokalsieger und stieg mit seiner Mannschaft in die Landesliga auf. Und heute? Heute ist der sportliche Württemberger seit elf Jahren Kapitän der Fußball-Elf FC Bundestag. Eine rekordverdächtig lange Zeit, sie präsentiert sich unmittelbar jedem Besucher, der Riegerts Büro hoch oben im sechsten Stock des Paul-Löbe-Hauses betritt: Direkt neben der Tür hängen drei Mannschaftsfotos, auf dem Fußboden lugt der Fußball aus der Sporttasche. Kein typisches Bild für das Büro eines Abgeordneten - aber manche Dinge ändern sich eben nie.
Tatsächlich kann Klaus Riegert, der die Kicker-Karriere der Hochschulausbildung zum Kriminaloberkommissar opferte, auch als Parlamentarier von sich behaupten, dem Sport treu gebliebenzu sein: Seit 1994 ist er sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Als ihm angetragen wurde, dieses Amt zu übernehmen, war er gerade zwei Jahre im Bundestag und sollte mit 32 Jahren jüngster Sprecher überhaupt werden. An seine Antwort kann Riegert sich noch heute erinnern: "Klar!", erzählt der 49-Jährige, "wenn ich mir etwas zugetraut habe, dann das!"
Davon auszugehen, dass es im Sportausschuss allerdings dauernd um sein Lieblingsthema Fußball gehe, wäre damals so falsch gewesen wie heute. Die Themen, mit denen Klaus Riegert sich beschäftigt, reichen von der Förderung des Sportstättenbaus in den neuen Bundesländern über die steuerliche Behandlung von Großveranstaltungen bis hin zur Zukunft des Breiten- und Leistungssports. Und dann sind da natürlich noch all jene Themen, die nicht nur, aber besonders, im Supersportjahr 2008 die Öffentlichkeit beschäftigen: Doping und das Verhältnis zu China vor den Olympischen Spielen und nach den Auseinandersetzungen in Tibet.
Zu der jüngst häufiger auftauchenden Forderung, der Bundestag solle sich für einen Olympia-Boykott einsetzen, hat Klaus Riegert eine klare Meinung: "Wer das fordert, verkennt, dass die verantwortlichen Sportverbände demokratisch legitimiert sind und autonom handeln. Das Parlament hat über ihre Entscheidung nicht zu befinden." Persönlich wie sportpolitisch hat er allerdings die Hoffnung, dass Olympia in China dort auch zu besseren Lebensbedingungen beiträgt - nicht zuletzt für Behinderte. Das ist Riegert ein besonderes Anliegen: "In China haben mehr Menschen eine Behinderung als Deutschland Einwohner hat", schildert der Katholik, "die Paralympics bieten eine ungeheure Chance, ihnen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Bisher ist ihr Leben zu oft von Unterdrückung und Elend geprägt." Dass der Behindertensport ihm am Herzen liegt, hat dabei christliche wie politische Gründe - aber auch persönliche: "Dort geht es noch authentischer zu als bei anderen sportlichen Großveranstaltungen."
Ohne den Sport wäre Klaus Riegert vielleicht gar nicht politisch aktiv. Als er nach dem Ende seiner zeitintensiven aktiven Karriere ungewohnt viel Zeit hatte, suchte er nach neuen Tätigkeitsfeldern - und machte sich in der CDU auf den Weg in eine klassische kommunalpolitische Laufbahn: erst auf Kreisebene, dann im Bezirk. Später wurde er Gemeinderat. Im Hauptberuf arbeitete er bei der Polizei. Neben dem Sport prägte ihn damals wie heute ein christliches Weltbild: In den Debatten und Abstimmungen des Bundestages zum Abtreibungsparagrafen 218 und zur Bioethik stimmte Riegert gegen die Fristenlösung und gegen den Stammzellenimport.
Ein Hardliner, der für Argumente anderer nicht offen ist und sturr sei Position verteidigt, ist er allerdings nicht. Der Sportausschuss, sagt er, sei dafür auch kaum der richtige Ort. "Es gibt keinen SPD- und CDU-Sport", betont der Schwabe, "wenn es um so etwas wie Doping geht, gibt es verschiedene Positionen. Bei anderen Themen aber kämpft der Sportausschuss auch auf einer Seite." So, wie der FC Bundestag.