Umsonst ist der Tod - der kostet nur das Leben." Wenige Sprichworte sind so falsch wie dieses. Denn wenn Gevatter Tod die Sense schwingt, dann wird es teuer. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Charon, der griechisch-antike Fährmann, die Toten für zwei Münzen über den Fluss Styx ins Jenseits beförderte. Und die Deutschen sind ja auch durchaus willig, etwas tiefer in die Taschen des letzten Hemdes - das laut eines anderen Sprichworts ja eigentlich gar keine Taschen hat - zu greifen. Bis zu 5.000 Euro würde die Hälfte der Bundesbürger laut einer Umfrage den kommerziellen Fährmännern für ihre letzte Reise zahlen. Von Billigbeerdigungen zu Discount-Preisen will die große Mehrheit nichts wissen.
Trotzdem scheint sich die Bestatter-Branche um ihre Zukunft zu sorgen. Unter dem Motto "Wer nicht wirbt, stirbt" hat das Kuratorium Deutsche Bestattungs-kultur gemeinsam mit dem Deutschen Marketing-Verband einen Wettbewerb für Werbeplakate ausgeschrieben. Gesucht werde ein "echter Hingucker", betont Kerstin Gerning, Geschäftsführerin des Kuratoriums.
Ein echter Hingucker? Die Werbebranche greift bei solchen "Eye-Catchern" bekanntlich gerne auf leichtbekleidete Damen zurück - was bei einer "schönen Leich" auch einen gewissen Sinn machen würde. Lächelt uns also demnächst Dauerwerbe-Ikone Verona-"Da-werden-Sie-geholfen"-Pooth von den Plakat- wänden entgegen, während sie sich lasziv in einem satinausgeschlagenen Sarg der Luxus-Klasse räkelt? Oder galoppiert eine Herde wilder Mustangs unter dem Slogan "Come to Marlboro Country" im idyllischen Sonnenuntergang über den Raucherfriedhof? Denkbar ist vieles in der modernen Werbewelt. Wo es früher lapidar hieß "Ruhe in Frieden", stellt sich heute die Frage: Lebst Du noch, oder wohnst Du schon - in Deiner letzten Ruhestätte?