PRAXIS
Forschungszentrum in Dresden hat eine neue Diagnoseform für Hirntumore entwickelt
Weltweit arbeiten viele Forscher an Therapien gegen die Volkskrankheit Krebs. Dabei spielen auch Medikamente eine Rolle, die Krebszellen im Inneren des menschlichen Körpers durch radioaktive Strahlung zerstören. Daran arbeiten wir im Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD).
Schon jetzt wird externe Strahlentherapie bei rund zwei Drittel der Krebspatienten angewendet. Ionisierende Strahlung von außen stößt häufig dort an Grenzen, wo der Tumor Tochtergeschwulste gebildet hat. Wenn sich diese im Körper verteilt haben, können sie nicht immer lokalisiert, geschweige denn vollständig vernichtet werden. Hier soll die interne Bestrahlung weiterhelfen.
Den Forschern im FZD ist es gelungen, ein Präparat zur Diagnose von Hirntumoren zu entwickeln. Diagnosesubstanzen unterscheiden sich von Krebstherapeutika durch die Strahlungsenergie, denn sie sollen nicht zerstören, sondern die Tumore nur markieren. Die schwache radioaktive Strahlung ist von außen mit dem Verfahren der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) messbar. So entstehen dreidimensionale Bilder von Tumoren und Metastasen. Unsere Wissenschaftler nutzen dabei aus, dass Tumore gierig sind, einen erhöhten Stoffwechsel haben und mehr chemische Baustoffe als gesunde Zellen benötigen. Krebszellen tragen oft Eiweißstoffe auf ihrer Oberfläche, an die Botenstoffe oder Antikörper andocken können oder die von Abwehrzellen erkannt werden. Chemiker und Biologen haben radioaktive Antikörper für diese Oberflächen- eiweiße im Visier. Dabei setzen sie auf ein zweistufiges Verfahren, denn Antikörper sind große Moleküle, die ein oder zwei Tage in der Blutbahn kreisen, bis sie zur Krebszelle gelangen. Die radioaktive Substanz kann daher nicht direkt an den Antikörper gebunden werden, da die Strahlenbelastung in gesunden Geweben außerhalb des Tumors zu hoch wäre. Das Suchmolekül wird daher mit einer Art chemischem Schloss versehen. Das Therapiemolekül, das die Strahlung in die Krebszellen tragen soll und erst später injiziert wird, soll mit dem passenden Schlüssel ausgestattet werden - und schließlich die Krebszellen von innen vernichten. Obwohl noch Jahre vergehen werden, bis diese Therapie zum Einsatz kommt, könnten schon kleine Schritte dahin wertvolle Lebenszeit für die betroffenen Patienten bedeuten.
Die Autorin leitet die Pressestelle des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf.