Als im Herbst 2006 der Impfstoff "Gardasil" auf den Markt kam, schien sich ein Traum der Medizin zu erfüllen: Erstmals war eine "Impfung gegen Krebs" möglich. Das von Sanofi Pasteur MSD entwickelte "Gardasil" und der ein Jahr später folgende Impfstoff Cervarix von GlaxoSmithKline erzeugen eine Immunität gegen jene Typen des Humanen Papillomvirus (HPV), die für 70 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht werden.
Weltweite Erhebungen zeigen, dass sich bis zu 70 Prozent aller Frauen - und Männer -im Laufe ihres Lebens mit HPV anstecken. Übertragen wird das Haut- und Schleimhautzellen befallende Virus beim Sex. In 90 Prozent der Fälle heilt die Infektion ohne Folgen aus. Krebsgefahr besteht für rund ein Prozent der Frauen. In diesen Fällen bildet sich innerhalb von acht bis 15 Jahren ein Gebärmutterhalstumor.
Bei der Immunisierung wird die körpereigene Abwehr mit nicht infektiösen Bestandteilen der gefährlichen HPV-Typen konfrontiert. Diese stammen nicht von echten Viren, sondern wurden mit Hilfe der Gentechnik kontrolliert hergestellt. Dem Organismus verschafft das den nötigen Vorsprung beim Aufstellen der Antikörperabwehr. Dringt das Virus ein, spürt ihn die körpereigene "Bereitschaftspolizei" zielsicher auf und vernichtet den Erreger.
Wie lange ein zuverlässiger Impfschutz besteht, ist offen. Die Erfahrungen aus klinischen Studien decken erst einen Zeitraum von sechseinhalb Jahren ab. Kritiker halten deshalb die Aufnahme der Leistung in den Impfkalender für verfrüht. Auch daran entzündet sich Kritik: Die Maßnahme verpflichtet die Kassen, die Kosten zu übernehmen. Für die komplette Impfung, bestehend aus drei Einzelimpfungen, liegen sie derzeit bei rund 450 Euro. Für die Durchimpfung eines Jahrgangs kalkulieren einige Experten mit rund einer halben Milliarde Euro. Über einen sicheren Gewinn freut sich deswegen schon jetzt die Pharmaindustrie. Ihr bescheren die Impfstoffe Milliardenumsätze.
Die Autorin ist freie Journalistin und Buchautorin. Sie lebt in Radevormwald.